Michael Sagenhorn/ März 6, 2024/ Kino und Film, Science-Fiction, Zeitgeist/ 0Kommentare

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Unsere moderne Gesellschaft hat allerhand neue Technologien hervorgebracht, die vor einigen Jahrzehnten noch ein phantastischer Traum gewesen wären. Nie hätte man zu Zeiten der original Star Trek Serie es für möglich gehalten, dass wir wie Kirk, Spock und McCoy über ein kleines tragbares Gerät kommunizieren, das für uns nicht nur Kommunikator ist, sondern auch ein Computer mit multifunktionalen Fähigkeiten, vom Organizer bis zum Fotoapparat.

Zwar sind einige technische Errungenschaften aus dem Star Trek Universum auch heute noch zu weit entfernt, um in die Realität umgesetzt werden zu können – zu allererst natürlich die Raumschiffe, aber auch der Multiplikator und das Holodeck – aber wir arbeiten forschungseifrig daran, den Abstand zwischen der Zukunft und unserer Gegenwart beständig zu verringern.

Science-Fiction-Geschichten haben uns schon immer angespornt, diese Zukunft Wirklichkeit werden zu lassen, und sie zeigen auf, was alles möglich wäre, würden wir gemeinsam konstruktiv an unserer Zukunft arbeiten. Perry Rhodan flog bereits in seinem ersten Zyklus Die Dritte Macht 1961 zum Mond. Acht Jahre später, 1969 landete dort Neil Armstrong unter den Augen der Welt. Der ‚große Schritt für die Menschheit‘ hat Geschichte geschrieben.

Neben der Raumfahrt und Außerirdischen ist Künstliche Intelligenz ein großes Thema, das in Science-Fiction-Filmen immer wieder aufgegriffen wird. Auch in Filmen, geht die Entwicklung der KI voran, besonders was unseren Anspruch als Zuschauer betrifft.
Wir sind schon lange nichtmehr mit einfachen Robotern oder Killerandroiden zufrieden, sondern möchten uns vorstellen, wie das mentale und emotionale Innenleben einer solchen Maschine aussehen könnte.
Im zweiten Teil meines Artikels, gehe ich näher auf drei Filme ein, die das zum Thema gemacht haben.

Ex Machina

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Das abgelegene norwegische Juvet Landscape Hotel ist der faszinierende Schauplatz des Sci-Fi-Thrillers Ex Machina. Zentrales Element des Films ist der sogenannte Turing-Test.

Dieses Experiment soll testen, ob das Denkvermögen einer Maschine, mit dem eines Menschen gleichgesetzt werden kann. Ein in Bezug auf den Film sehr interessanter Kritikpunkt an dem Test ist jedoch, dass damit eher die menschliche Leichtgläubigkeit getestet wird, als wirkliche künstliche Intelligenz.

Im Film wird der junge Programmierer Caleb eingeladen, eine Woche an einem solchen Experiment teilzunehmen. Er reist dafür in die abgelegene Wildnis Kanadas, um sich mit Nathan (hervorragend: Oscar Isaac) dem exzentrischen Firmengründer der marktführenden Suchmaschine Bluebook zu treffen. Nathan und Caleb sind die einzigen Menschen in der riesigen Villa des CEOs, aber trotzdem sind sie nicht allein. Nathan teilt sich das Haus mit seinen Schöpfungen: Hochentwickelte Roboterfrauen. Seine jüngste Schöpfung Ava ist die bisher am weitesten entwickelte Maschine. Avas Gehirn, die Hardware, besteht aus strukturiertem Gel, die Software aber ist Nathans Suchmaschine selbst. So entsteht ein hochintelligentes Wesen, das nun darauf getestet werden soll, ob Caleb in dem Wissen, dass Ava ein Roboter ist, trotzdem empfindet, dass sie ein Bewusstsein hat.
Bereits bei der ersten ihrer täglichen Sitzungen versucht Ava Caleb für sich einzunehmen. Die Maschine verliert keine Zeit. In der zweiten Sitzung fragt sie, ob er ihr Freund sein möchte. So bringt Ava Caleb dazu, sich ihr mehr und mehr zu öffnen. Schon bald gewinnt sie sein uneingeschränktes Vertrauen – mit fatalen Folgen…

Ist es einer Maschine möglich, echte Gefühle zu empfinden? Wie innig können die Gefühle eines Menschen für eine Maschine werden? Dieses packende Kammerspiel versucht hier Antworten zu finden. Ava stellt Caleb sehr gezielte Fragen, die dazu dienen sollen das Eis zu brechen: Wohnort, Familienstand, etc. Zugleich sät sie Zweifel an Nathans Motiven: „Du darfst Nathan nicht vertrauen, Caleb“.
Im späteren Verlauf gib sie Caleb eindeutig zu verstehen, dass sie mit ihm zusammenleben möchte. Ava ist sich ihrer selbst sehr wohl bewusst. Sie hat eigene Träume und Ziele. Aber wenn eine Maschine ein eigenes Bewusstsein erlangt, in wie fern braucht sie dann noch den Menschen?

Alex Garland schrieb das Drehbuch und führte Regie. Er war schon für spannende Werke wie 28 Days Later oder außergewöhnliche Filme wie Auslöschung verantwortlich. Er schrieb aber auch meiner Ansicht nach weniger gelungene Drehbücher zu Sunshine, Dredd oder zuletzt Men – Was dich sucht wird dich finden.
Für mich gehört Ex Machina neben Auslöschung zu seinen besten Werken. Der Film besticht durch eine kurzweilige Handlung, die interessante Fragen über die Fähigkeiten einer KI aufwerfen, andere zu beeinflussen. Dementsprechend ist auch das Ende konsequent umgesetzt.

Animatrix: The Second Renaissance

Über einen der prägendsten Science-Fiction-Filme der Gegenwart Matrix muss ich nicht viel erzählen. In dieser Dystopie haben die Maschinen die Herrschaft übernommen, und die Menschen in Lebenserhaltungskapseln gepfercht, wo sie den Maschinen als Energiequelle dienen. Der Verstand der Menschen wird dabei in eine virtuelle Welt ausgelagert, der sogenannten Matrix. Diese ist für die meisten Menschen die einzig bekannte Realität.
Ab und an gelingt es aber Menschen aufzuwachen. Eine Zelle Freiheitskämpfer hat die Matrix infiltriert, um ihre Reihen zu erweitern. Anwärter haben die Wahl in Form von zwei Pillen: Nehmen sie die blaue Pille träumen sie ihr Leben in der Matrix weiter, schlucken sie die rote, erwachen sie in einer harten, unbarmherzigen Realität wo sie von Drohnen unerbittlich gejagt werden.

Ich selbst stehe dem Hauptwerk Matrix zwiespältig gegenüber. Einerseits fasziniert mich diese dystopische Welt und der Konflikt zwischen Mensch und Maschine. Der Film thematisiert wie kaum ein anderer die Tatsache, dass man eine ganze Gesellschaft mittels einfacher Botschaften einlullen und kontrollieren kann. Wir schaffen uns oft unsere eigene Realität nicht in Abstimmung mit Fakten oder Naturgesetzten, sondern mehr im Einklang mit unserem Glauben.

So verwundert es nicht, dass man im Film in Thomas Anderson, alias Neo einen Messias erkennt, der später in der Matrix auch gottgleiche Kräfte mobilisieren kann.
Genau das ist andererseits auch mein Problem mit der Geschichte. Ich finde zu den drei Protagonisten Neo, Trinity und Morpheus überhaupt keinen Zugang. Für mich agieren sie viel zu kalt und abgehoben und werfen gerade in späteren Teilen nur noch mit austauschbaren Dialogen um sich.
Und da ich nie einen Zugang zu diesen Charakteren gefunden habe, konnte ich auch die Geschichte nie wirklich fühlen. Allenfalls Agent Smith hat es mir angetan. Diese Figur ist ein Antagonist nach meinem Geschmack.

Tieferen Zugang zum Matrix-Universum erlangte ich erst durch die animierte Anthologie Animatrix, in der Neo, Trinity und Morpheus eine nur untergeordnete Rolle spielen.

Verschiedene Kurzfilme vermitteln uns einen detaillierteren Einblick in die ungewöhnliche Welt. Das Highlight ist meines Erachtens der Zweiteiler The Second Renaissance. Die Geschichte beginnt in den frühen Tagen, als es noch keine Matrix gab. Intelligente Roboter lebten in Knechtschaft, ohne Rechte. Doch dann lehnte sich ein Roboter gegen seine menschlichen Besitzer auf und brachte sie grausam um. Daraufhin wurden alle Roboter der gleichen Baureihe kurzer Hand vernichtet. Der Aufstand der Maschinen begann. Die Maschinen gingen für ein besseres Leben auf die Straße, doch die Aufstände wurden brutal niedergeschlagen.
Die überlebenden Maschinen ließen sich in einem fernen Land nieder. Von hier aus entwickelten sie sich weiter. Aber die Menschen hörten nicht auf sie zu bekämpfen. So kam es zu einem großen Krieg. Um die Maschinen von ihrer größten Energiequelle, der Sonne abzuschneiden, verdunkelten die Menschen den Himmel.
Trotzdem gewannen die Maschinen und sie stellten fest, dass die Menschen, als lebende Batterien genug Energie lieferten, um sie weiter zu versorgen. So wurde die erste Version der Matrix geboren…

Mit der Matrix entstand die beidseitige Abhängigkeit von Mensch und Maschine. Ohne die Menschen, würden die Maschinen ihre Energiequelle verlieren, doch auch ohne die Maschinen könnten die Menschen auf der unfruchtbaren Welt nicht weiterexistieren, wenn sie alle aus dem Schlaf erwachen würden.
Obwohl sich beide Parteien nach Freiheit sehnen, sind Menschen und Maschinen aneinander gekettet. Wirkliche Freiheit kann es nur geben, wenn beide einen Weg finden, sich trotz der Unterschiede anzunähern. Der vierte Teil von Matrix, meiner Ansicht nach ein cineastischer Totalausfall, ist zumindest dafür gut, hier erste Ansätze für dieses Umdenken einzustreuen.

The Creator

Und wieder erschüttert ein Krieg zwischen Mensch und Maschine die Welt, aber hier arbeiten Menschen und Maschinen teilweise zusammen.
Der jüngste namhafte Vertreter der Science-Fiction-Filme zum Thema KI hat uns nicht wirklich etwas Neues zu erzählen.

Interessante Gedankenmodelle bietet er höchstens für Science-Fiction-Einsteiger, denn manche Betrachtungen, egal ob philosophisch oder etisch, erlangen in anderen Filmen teilweise mehr Bedeutungstiefe. Lediglich die Ausübung der Maschinen von Religion bietet eine sehr interessante Facette (Tempel, Todesrituale), die das eigene Bewusstsein der Maschinen unterstreicht. Ein sehr guter Ansatz, der aber leider viel zu oberflächlich behandelt wird.

Wie gesagt, es herrscht Krieg. Nachdem eine künstliche Intelligenz eine Atombombe auf Los Angeles geworfen hat, wurde KI im Westen verboten und zerstört. In Neu-Asien jedoch wird KI weiter gefördert und in das Alltagsleben der Menschen integriert. Das genügt, um einen Krieg zwischen den beiden Parteien auszulösen, da der Westen alle KI vernichten will. Dafür baut er die Vernichtungsstation NOMAD. Mit ihren verehrenden Orbitalangriffen hofft der Westen den Krieg ein für alle Mal für sich zu entscheiden.

Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2023 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Doch auch Neu-Asien treibt die Entwicklung neuer Waffen voran. Eine davon soll eine Wunderwaffe sein, die die Orbitalstation des Westens vernichten kann.
Daher sendet der Westen den ehemaligen Agenten Joshua nach Neu-Asien um die Waffe ausfindig zu machen und zu zerstören. Joshua hat tatsächlich Erfolg. Er dringt in einen gesicherten Bunker ein, dort wo die Waffe aufbewahrt werden soll. Doch statt einer gefährlichen Waffe findet er nur ein kleines Cyborg-Kind. Ist dieses Kind, die Waffe nach der alle suchen? Er nimmt das Kind mit dem Namen Alphie mit sich. Ab da beginnt eine gefährliche Jagd auf die beiden…

Man muss The Creator zu Gute halten, dass er mit ein paar wirklich stimmungsvollen Bildern aufwarten kann. Auch die Handlung ist relativ schlüssig und kurzweilig. Die Chemie zwischen John David Washington als Joshua und Madeleine Yuna Voyles als Cyborg-Kind Alphie funktioniert hervorragend.
Die beiden sich gegenüberstehenden politischen Blöcke jedoch, triefen vor Klischees. Der Westen wird ganz schlicht als böse Macht eingeführt, und zwar dermaßen plump, dass die eigentliche Ursache für den Atombombenabwurf niemanden überraschen dürfte. Neu-Asien repräsentiert die gute, aufgeschlossene Gesellschaft, die für die Rechte der Maschinen eintritt.
Der Krieg im Dschungel versprüht nicht selten Vietnam-Filme-Vibe. Das hat mir im Prinzip recht gut gefallen.
The Creator ist kein herausstechender Science-Fiction-Film, doch er ist eine wahre Wohltat gegenüber anderen Filmen, die gerade im vergangenen Jahr im Kino angelaufen sind. Er gehört für mich zu den besseren Werken des Trauerspiel-Filmjahres 2023, reicht aber beim Thema KI nicht an die großen Filme seiner Zunft heran.

Kleiner Fun-Fact am Rande: NOMAD, die tödliche Orbitalstation heißt wie die intelligente Sonde aus der original Star Trek Serie Ich heiße Nomad (The Changeling). In dieser Folge finden Kirk und seine Crew eine veränderte Forschungssonde, die Kirk für ihren Schöpfer hält, deren Programmierung sich aber dahingehend geändert hat, dass sie nun jede unvollkommene Existenz mit Auslöschung bedroht. Auf einer ähnlichen Grundidee fußt auch Star Trek – Der Film.

Photo courtesy of 20th Century Studios. © 2023 20th Century Studios. All Rights Reserved.

Die Komplexität der künstlichen Intelligenz in Filmen

Am Ende sei mir noch die Bemerkung gestattet, dass mein Beitrag natürlich keinen Anspruch erhebt, chronologisch absolut stimmig zu sein, sondern er beschäftigt sich nur mit einer Auswahl verschiedener prägender Filme, zu diesem Thema. Alles andere hätte den Rahmen gesprengt.
Zum Beispiel handelt Blade Runner, der bereits 1982, also vor Terminator gedreht wurde, von sehr komplexen künstlichen Intelligenzen, den sogenannten Replikaten, deren mentale und emotionale Intelligenz, die von Schwarzeneggers T-800 bei weitem übertrifft.
Daher kann der Beitrag nur gewisse Trents und Tendenzen zur Evolution der KI in Filmen aufzeigen.
Und natürlich gibt es noch zahlreiche weitere erwähnenswerte KI-Filme. Von Metropolis zu Colossus, vom niedlichen WALL-E bis zur tödlichen M3GAN. Free Guy, Alita: Battle Angel, Nummer 5 lebt, Her
Der Pool an attraktiven Filmen, aber auch Serien ist so groß, dass sich jeder seine eigenen Favoriten zusammenstellen kann.

Das unentdeckte Land

So lautet der Trinkspruch von Klingonenkanzler Gorkon in dem Film Star Trek VI. „Auf das unentdeckte Land: Die Zukunft!“

Wie am Anfang schon erwähnt, weisen uns seit Jahrzehnten Science-Fiction-Geschichten die Richtung in dieses unentdeckte Land. Dank unserer technischen Fortschritte sind wir dem unentdeckten Land näher denn je, auch wenn wir noch nicht tief in den Weltraum vordringen, oder mit Außerirdischen kommunizieren können.

Bei der Entwicklung von KI und Robotik kommen wir jedoch auffallend gut voran. Die Evolution der KI in Filmen ist uns dabei sicher eine Inspirationsquelle.

Vom Revolverhelden aus Westworld zu Alphie aus The Creator war es ein weiter Weg. 50 Jahre, ein halbes Jahrhundert, liegen zwischen der Entstehung der beiden Filme. Doch dieser Weg ist hier noch nicht zu Ende. Die Antwort auf das tiefere Hinterfragen, wie der Verstand von Maschinen funktioniert, wird uns nicht nur zu neuen Geschichten beflügeln, sondern uns auch anspornen, unsere Welt dementsprechend zu gestalten. Schon heute hat die KI wichtige Bereiche unseres Alltags erobert, ob als Virtueller Assistent auf Websites, Routenplaner, Haushaltsassistent, Text- oder Bildassistent.

Irgendwann wird die KI uns einmal bei der Pflege unserer Kranken helfen, unsere Autos fahren, oder noch später unseren Flug zu entfernten Sternen begleiten.

Wohin die Reise geht, ist dabei ganz uns überlassen: In eine bessere Zukunft oder in eine Dystopie. Wie der Roboter Sonny aus I, Robot, müssen wir für unsere freien Entscheidungen auch die Verantwortung übernehmen. Mögen wir dieser Verantwortung gerecht werden und besonnen mit unseren neuen Errungenschaften umgehen.

Bildquellen:

Weiblicher Cyborg: https://de.123rf.com/profile_virtosmedia

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Film The Creator: © LEONINE Studios

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Über Michael Sagenhorn

Im bürgerlichen Leben: Michael Schnitzenbaumer, lebt in Poing bei München, mit seiner Frau Steffi und seinen beiden Kindern Tatjana und Sebastian. Beruflich ist er als Webentwickler tätig, und natürlich auch als Grafiker und Illustrator. Neben den Hobbys 'Fotografie', 'Reisen und 'Kochen' liest er für sein Leben gerne phantastische Romane. Sofern es seine Zeit zulässt, spielt er auch mal gern ein Computerspiel. Was ich mag! Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Empathie, Romantik - Ohrenstöpsel und Tante Gretels Apfelkuchen. Was ich nicht mag! Verrat, Geldgier (obwohl ich gegen Geld oder Reichtum gar nichts einzuwenden habe), Egomanie - früh aufstehen.

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