1983 / FSK 12 / 121 Minuten
Krull, ein englisch-amerikanischer High-Fantasy-Film von 1983, war für mich ein Highlight dieser Zeit. Dank des genialen Soundtracks wurde ich schon von der ersten Minute an, in diesen Film gezogen. James Horner (Star Trek II + III, Aliens – Die Rückkehr, Willow, Titanic, Avatar) hatte eine sehr gute Zeit als er die Musik komponierte, denn für mich gehört sie zu seinen besten Arbeiten, obwohl der Komponist ein paar Filmmusik-Meisterwerke erschaffen hat.
Was der Zuschauer während des Vorspanns schon merkt: Dieser Film ist kein reiner Fantasyfilm, sondern eine Mischung aus Fantasy, Science-Fiction und Märchen. Die Armee des Bösewichts erinnert mich ein wenig an die imperialen Sturmtruppen aus Krieg der Sterne, gerade dann, wenn sich die Farbe der Rüstungen am Ende von schwarz auf weiß ändert. Ihre Blasterstäbe ähneln eher Laserwaffen, als traditionellen Klingen. (Kein Wunder! Krieg der Sterne war damals ziemlich angesagt).
Achtung! Hier wird es zu Spoilern kommen!
Handlung
Das Unbeschreibliche Ungeheuer landet mit seiner Schwarzen Festung auf dem Planeten Krull und terrorisiert mit seiner Magie und seiner Armee von Slayers die Völker dieser Welt.
Eine Hochzeit zwischen Prinz Colwyn und Prinzessin Lyssa soll zwei ehemals verfeindete Königreiche vereinen, damit sie gemeinsam gegen das Unbeschreibliche Ungeheuer zu Felde ziehen. Doch das Ungeheuer erfährt von diesem Vorhaben. Seine Armee überfällt die Hochzeit, metzelt alles nieder und entführt Prinzessin Lyssa, um sie selbst zur Frau zu nehmen.
Prinz Colwyn ist einer der wenigen Überlebenden. Colwyn möchte Prinzessin Lyssa zurückholen. Dafür muss er die Festung des Ungeheuers finden. Dabei bekommt er Hilfe von dem alten Eremiten Ynyr. Der Eremit verrät ihm, dass es sehr schwierig sei, sich der Festung des Ungeheuers zu nähern, denn jedes Mal bei Sonnenaufgang verändert der turmhohe Bau seinen Standort. Zudem benötige der Prinz ein mächtiges Artefakt, bevor er sich dem Ungeheuer stellen kann: Das Fünfklingenschwert. Gemeinsam brechen Colwyn und Ynyr auf, um diese arkane Waffe zu finden. Damit beginnt eine abenteuerliche Queste…
Eine abenteuerliche Queste
Was mir bis heute sehr gut gefällt, ist die Queste von Colwyn und seinem Trupp. Colwyn muss zu Beginn das mystische Fünfklingenschwert finden. Die Landschaftsaufnahmen von den hohen Bergen, in denen Colwyn das Fünfklingenschwert sucht, sind allein schon ein Erlebnis.
Nachdem er das Schwert gefunden hat, schließen sich Colwyn und Ynyr weitere Begleiter an: Eine Räuberbande, ein komischer Selbstverzauberer, ein Zyklop, der ebenfalls aus einer anderen Welt kommt, und dessen Volk von dem Unbeschreiblichen Ungeheuer betrogen wurde.
Da die Festung jeden Sonnenaufgang den Standort wechselt, muss der Trupp in Erfahrung bringen, wo die Festung zukünftig erscheint. Hier kann der Smaragdgrüne Prophet weiterhelfen. Um seine seherischen Kräfte ohne Einmischung durch das Ungeheuer entfalten zu können, müssen sie den Smaragdtempel aufsuchen, der inmitten eines gefährlichen Sumpfes liegt. An dieser Stelle folgt eine der unheimlichsten Szenen des Films. Aber seht selbst…
Als das Ungeheuer diesen Plan vereitelt, muss die Gruppe zur Witwe im Netz. Hier hat Ynyr seinen großen Auftritt. Der Eremit erhält nun mehr Tiefe durch seine eigene dramatische Liebesgeschichte, von der ich gerne mehr erfahren hätte.
Mit der Hilfe der Witwe erfährt Ynyr wo die Festung beim nächsten Sonnenaufgang erscheint. Nun hat die Truppe Zeit, bis zum darauffolgenden Sonnenaufgang, um die Festung zu erreichen. Doch die Festung ist sehr weit entfernt. Nur die Flammenrösser vermögen es, diese Distanz rechtzeitig zu überwinden.
Die Story ist geradlinig, die Queste linear aufgebaut, macht aber trotzdem Spaß, weil sie kurzweilig und abwechslungsreich ist. Schlichtweg: Es ist ein Fantasy-Abenteuer der alten Schule, das auch gut zu einem Pen-&-Paper-Rollenspiel passen könnte. Auch die Landschaft bietet Abwechslung. Die Reise führt die Gruppe durch Wälder, Steppen, Sümpfe und Berge.
Eine interessante Nebendarstellerriege
Die Darsteller machen durchweg einen guten Job. Die Namen einiger Nebendarsteller kennt man heute von Werken, die Filmgeschichte geschrieben haben. Manche waren damals noch relativ unbekannt, da sie am Anfang ihrer Kariere standen:
Liam Neeson (Star Wars Episode I, Die Chroniken von Narnia, The Dark Knight Rises), als Räuber Kegan
Robbie Coltrane (Harry Potter, Eat The Rich, James Bond 007), als Kegans Gefährte Rhun
Andere hingegen hatten bereits jahrzehntelange Schauspielererfahrung, allen voran:
Freddie Johnes (Der Elefantenmensch, Der Wüstenplanet, Erik der Wikinger) als Eremit Ynyr
Zeitlos oder nicht mehr zeitgemäß?
In der heutigen Zeit kommt man fasst nichtmehr drum herum, ein paar Worte über den Grundplot zu verlieren, da es sich um die klassische ‚Jungfrau in Nöten‘ Geschichte handelt: Prinzessin Lyssa wird entführt und eingesperrt, und muss auf Hilfe von Menschen hoffen, die zu ihrer Rettung eilen.
Es gibt Leute, bei denen diese Art Handlung nicht ganz so gut ankommt. Manche fühlen sich sogar davon provoziert. Sie haben es am liebsten, wenn sich die Jungfrau am besten ohne Hilfe aus brenzlichen Situationen rettet, im Idealfall alleine, aber auf keinen Fall darf sie von der Hilfe eines Mannes abhängig sein. Solchen Menschen kann ich Krull nicht empfehlen. Sie sind vielleicht mit u.a. Damsel besser bedient, ein moderner, aber stellenweise unfreiwillig komischer Film in dem der Gegner ein Drache ist, den als ‚dämlich‘ zu bezeichnen, eine Beleidigung für alle dämlichen Drachen wäre.
Aber zumindest haben sie unter einer unironisch bildschönen Kulisse eine Prinzessin, die sich ganz alleine diesem Drachen stellen darf, und kurioser Weise nie gefressen oder gegrillt wird, selbst – so kommt es mir vor – wenn sie ins Maul des Ungetüms springen würde.
Colwyn hingegen riskiert für seine Liebe alles, ohne aber unter ihrer Fuchtel zu stehen. Das wird schon beim ersten Treffen von Colwyn und Lyssa klar. Lyssa versucht ihn mit einem Scherz zu provozieren, indem sie sinngemäß fragt, ob er gern duckmäuserisch um sie rumtänzeln würde. Colwyn schweigt und lächelt. „Nein, würdest du nicht“, beantwortet sie selbst die Frage, und sofort wird dem Zuschauer klar, dass sie sich keinen schwachen Schmeichler als Gemahl wünscht, sondern einen Partner auf Augenhöhe.
Und so besiegen sie am Ende gemeinsam das Ungeheuer, denn nicht das Fünfklingenschwert ist die Waffe, die benötigt wird, um es zu bezwingen, sondern das Feuer ihrer Liebe, das Colwyn aus Lyssas Händen nimmt, um das Ungeheuer damit zu verbrennen.
Dieser Film spaltet nicht, wie es leider etliche moderne Hollywood-Produktionen tun, sondern er vereint durch Werte wie Freundschaft, Kameradschaft und Treue, und durch die Botschaft, dass man mit vereinten Kräften große Hürden (hier personifiziert durch das Ungeheuer) überwinden kann.
Fazit
In diesen zeitlosen Grundstoff wurden glaubwürdige Figuren eingewoben, glänzend gespielt von den jeweiligen Darstellern.
Dieses kurzweilige Fantasymärchen für Jung und Alt funktioniert gerade, weil es so einfach und gradlinig ist. Natürlich merkt man dem Film tricktechnisch sein Alter an, aber man merkt ihm auch an, dass Menschen hier viel Liebe in das Projekt gesteckt haben, und das verleiht Krull seine Seele. Für mich wird Krull immer zu den großen Fantasy-Filmen gehören.
Krull ist auf Blu-Ray und DVD erhältlich