Michael Sagenhorn/ Dezember 21, 2021/ Kino und Film/ 0Kommentare

2021 / FSK 12 / 2h 04 min

32 Jahre ist es her, seit die Geisterjäger Peter Venkman, Raymond Stantz, Egon Spengler und Winston Zeddemore den grausamen Geist Vigo, Geißel der Karpaten besiegt haben. New York jubelte, die Freiheitsstatue ‚tanzte‘, und – beseelt vom positiv aufgeladenen Gedankenschleim – hatten sich alle furchtbar, furchtbar lieb.

Aber ist die Welt nun wirklich gerettet? Nur Egon ahnt, dass die Gefahr noch nicht vorüber ist, denn eine ältere, noch unheilvollere Macht, Gozer, der Gozerianer, der Reisende, jener Bösewicht aus Ghostbusters I erwacht erneut aus seinem Schlummer. Schon 1984 wollte diese androgyne Gottheit unsere Welt zerstören. Wer erinnert sich nicht? Die Form des absoluten Vernichters wurde gewählt! Es war der “allseits beliebte” Marshmallow Mann.

Gozer wurde zwar von den Geisterjägern aufgehalten, doch nun will er sein Werk vollenden. Damit wären wir bei der Fortsetzung Ghostbusters Legacy.

Dr. Egon Spengler hat sich aufs Land zurückgezogen. Über viele Jahre hinweg versuchte er auf seiner Farm die Rückkehr Gozers zu verhindern, bis er in einer schicksalhaften Nacht sein Leben dafür opfern muss.
Wochen später zieht seine Tochter Callie mit ihren Kindern Trevor und Phoebe auf die alte Farm. Callie ist pleite. Zudem wurde die alleinerziehende Mutter vom Vermieter auf die Straße gesetzt, so dass der kleinen Familie nichts anderes übrigbleibt, als hier, gegen ihren Willen, ihr neues Quartier aufzuschlagen.


Trevor und Phoebe wissen nicht, dass ihr Großvater einmal zu den berühmten Geisterjägern gehört hatte. Doch als sie sich auf der Farm umsehen, merken sie schnell, dass hier etwas nicht stimmt. Bei ihren Recherchen werden die beiden und ihre neuen Freunde Podcast und Lucky Domingo immer tiefer in die Geheimnisse der naheliegenden Mine und der Farm verstrickt.
Bald ist klar, dass die Welt neue Geisterjäger braucht, denn Gozers Rückkehr wird mit der Zusammenkunft des Schlüsselmeisters und des Torwächters eingeläutet. Die letzte Schlacht um die Erde hat begonnen…

Manchmal lohnt es sich, sich bei Fortsetzungen Zeit zu lassen. Regisseur Jason Reitman, Sohn des Produzenten Ivan Reitman (Ghostbusters I + II), setzt das Handwerk seines Vaters auf fast dem gleichen Niveau fort. Wir erleben einen Film, der sich auch nach über 30 Jahren prima in die Reihe einfügt.

Ein bisschen erinnert mich Ghostbusters Legacy an die Serie Stranger Things. Das hat aber nichts mit Finn Wolfhard zu tun, der als ‚Trevor‘ eine ähnliche Rolle verkörpert, wie in Stranger Things als ‚Mike Wheeler‘.


Es ist eher das gute Zusammenspiel der Generationen, das ebenso wie in Stranger Things hervorragend klappt. Es gibt die junge Truppe, angeführt vom jüngsten Mitglied, der 12jährigen Phoebe, hervorragend gespielt von Mckenna Grace.


Phoebe ist ein Genie und Nerd, wie ihr Großvater Egon. Sie ist etwas entrückt, und versucht ihr Umfeld mit platten Witzen für sich einzunehmen. Hier muss ich auch einwenden: Gut, dass der Film vor allem eine Komödie ist. In diesem Genre sind Dinge verzeihlich, die bei einem Film, der sich ernst nimmt, eine Katastrophe gewesen wären. Die Stelle an der Phoebe versucht Gozer, den Gozerianer mit wirklich sehr, sehr platten Witzen abzulenken, hätte eigentlich zum Tod des Mädchens führen müssen. Eine ultimative Gottheit hätte nicht mal den ersten Witz abgewartet, um sich Phoebe einzuverleiben. Bei Komödien kann ich aber mit einem Augenzwinkern darüber hinwegsehen.

Auch den älteren Generationen mit Carry Coon als Callie und ‚Ant-Man‘ Paul Rudd als Lehrer Mr. Grooberson wurden Rollen mit einer gewissen Tiefe zugestanden. Sehr angetan war ich davon, dass Lehrer Grooberson ein Fan der alten Geisterjäger ist, und als solcher den Teenagern auch wirklich begeistert helfen will, anstatt sie mit Erwachsenen-Moral oder (noch schlimmer) mit gekünstelt eingeschobener Erwachsenen-Blödheit zu nerven.
Die Generationen kooperieren miteinander, und arbeiten nicht gegeneinander.

Überdies frage ich mich, ob die Story auch auf dem Land gespielt hätte, wenn der leider sehr reale Covid-19-Spuk nicht über uns hergefallen wäre. Das Ghostbusters-Franchise funktioniert auch auf dem Land sehr gut, aber trotzdem ist es ungewohnt. Natürlich kann man einen Film wie die ersten beiden Teile derzeit nicht wagen. In Ghostbusters I und II haben am Ende der Filme die Menschen sich auf den Straßen New Yorks in den Armen gelegen und gefeiert. Es gab eine große Parade.
Derzeit wäre so eine Megaparty selbst auf der Leinwand undenkbar oder zumindest sehr seltsam anzusehen. Dementsprechend einsam, ja geradezu intim, aber auch überraschend gefühlvoll ist diesmal der finale Kampf um die Welt. Trotzdem hat mir ein bisschen was gefehlt, weil in den Vorgängern die Geister ganz New York in Angst und Schrecken versetzt haben.

Zu diesem Thema möchte ich ein Setting näher beleuchten:
Lehrer Grooberson sucht an diesem Ende der Welt einen Walmart auf. In dem riesigen Laden finden wir aber weit und breit keine Statisten, die andere Kunden oder Angestellte verkörpern hätten können. Obwohl im Film Nacht herrscht, wirkte diese Szene auf mich irgendwie unecht, ja fast gespenstisch surreal.

Auch ohne Großstadt gibt es ein Wiedersehen mit alten Bekannten: Ein Schleimgeist darf nicht fehlen. Schleimgeister sind Kult! Unsere zahnbewerten Höllenhunde spielen wieder Schlüsselmeister und Torwächter. Marshmallows werden wie gewohnt lebendig. Diesmal nicht als Titan. Vielmehr sind es kleine, niedliche Marshmallow Mainzelmännchen, denen der Schalk im Nacken sitzt. Und das sind nicht die einzigen alten Bekannten…

Fazit

Wenn es spukt, wen rufen wir an?


Ghostbusters Legacy ist eine würdige Fortsetzung mit kleinen Schwächen. Was in den 80er-Jahren begann, geht jetzt in eine weitere schaurig-turbulente Runde. Bahnbrechende Ideen und Inovation zeichnen diesen Film nicht aus, aber er bietet Kurzweil und solide Unterhaltung. Ich würde mich freuen, mehr von diesen neuen Geisterjägern zu sehen.

Ghostbusters Legacy erscheint am 10.02.2022 auf Blu-ray und DVD

Bildquelle: © Sony Pictures Entertainment GmbH

Share this Post

Über Michael Sagenhorn

Im bürgerlichen Leben: Michael Schnitzenbaumer, lebt in Poing bei München, mit seiner Frau Steffi und seinen beiden Kindern Tatjana und Sebastian. Beruflich ist er als Webentwickler tätig, und natürlich auch als Grafiker und Illustrator. Neben den Hobbys 'Fotografie', 'Reisen und 'Kochen' liest er für sein Leben gerne phantastische Romane. Sofern es seine Zeit zulässt, spielt er auch mal gern ein Computerspiel. Was ich mag! Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Empathie, Romantik - Ohrenstöpsel und Tante Gretels Apfelkuchen. Was ich nicht mag! Verrat, Geldgier (obwohl ich gegen Geld oder Reichtum gar nichts einzuwenden habe), Egomanie - früh aufstehen.

Hinterlasse einen Kommentar