Michael Sagenhorn/ August 6, 2023/ Kino und Film/ 0Kommentare

Der Film Evil Dead Rise, hat mich dazu inspiriert, die komplette Evil-Dead-Reihe näher in Augenschein zu nehmen. Mich begleitet diese ungewöhnliche Filmreihe des Horrorgenres schon seit Beginn der 90er Jahre. Doch ihr Start liegt sehr viel länger zurück.

Die beiden Freunde, der Regisseur Sam Raimi und der Schauspieler Bruce Campbell starteten vor 45 Jahren die ersten Gehversuche zu einem der erfolgreichsten und qualitativ beständigsten Horrorfilm-Reihen. Der besagte Start war schlicht, blutig und funktional. Und genau das hat sich bis heute nicht geändert. Auch Evil Dead Rise ist auf einer einfachen aber gut funktionierenden, blutigen Story aufgebaut, der man ihre logischen Schwächen verzeihen kann.

Mal ironisch, mal mit trockenem Ernst erstreckt sich immer die gleiche Rahmenhandlung über alle Filme. Abgeschottet von der Außenwelt, findet eine Gruppe Freunde oder Verwandte das sogenannte Buch des Todes, das Necronomicon. Aus diesem Buch werden in den Filmen Verse rezitieret, von Tonband, Schallplatte oder Live, die ein namenloses Grauen entfesseln. Unsichtbar und körperlos jagt es dessen Opfer, nimmt deren Körper in besitzt und frisst deren Seelen. Tanz der Teufel trägt seinen deutschen Titel zurecht.
Doch was gehört zu der Reihe? Das möchte ich kurz zusammenfassen, und anschließend erläutern, was mich an den Werken so fesselt.

Die ursprünglichen Filme:

Within the Woods

1978 / FSK nicht geprüft / ca. 30 min

Der Kurzfilm, mit dem alles begann. Statt dem Buch des Todes ist hier ein geschändetes Indianergrab der Auslöser, finstere Mächte zu wecken. Der Film war nicht für großes Publikum gedacht, sondern diente eher dazu, erste Erfahrungen zu sammeln und Sponsoren zu gewinnen.

Die Umsetzung erinnert an ein passables Studentenprojekt, doch erste Merkmale der Reihe (Kamera aus Dämonenperspektive, charakteristische unheilvolle Geräuschuntermalung) sind hier schon enthalten. Für Tanz-der-Teufel-Fans nicht uninteressant.

Tanz der Teufel (The Evil Dead)

1981 / FSK 16 / 1h 25 min

1984 von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt, wegen für damals unverhältnismäßige Gewaltdarstellungen. Erst 2016 wurde die Beschlagnahmung aufgehoben, und später einer neuen FSK-Prüfung unterzogen.
Bruce Campbell schlüpft hier zum ersten Mal in die Rolle des legendären Gemischtwarenladenverkäufers Ash Williams, der mit Kettensäge und Schrotflinte Horrorfilmgeschichte geschrieben hat.

Ash fährt mit seiner Freundin Linda, seiner Schwester Cheryl und einem befreundeten Pärchen zu einer einsamen Hütte im Wald. Hier finden sie das besagte Buch des Todes, mit dessen Hilfe sie dämonische Mächte wecken…

Tanz der Teufel 2 (The Evil Dead 2)

1987 / FSK 16 / 1h 24 min

Es wird munter weitergetanzt. In gewisser Weise ist der Film eine Neuauflage und Zusammenfassung von Teil 1 in einem, mit mehr Witz und besseren Effekten.

Ash bleibt alleine in der Waldhütte zurück und muss sich gegen die dämonischen Mächte mit Kettensäge und Flinte wehren. Später treffen vier weitere Besucher ein. Die form- und namenlosen Mächte des Bösen finden neue Opfer, bis eine Beschwörungsformel aus dem Buch des Todes einen Tunnel durch Raum und Zeit öffnet, und das Böse mit sich reißt.
Leider wird auch Ash mitgerissen, woraufhin er sich im Mittelalter wiederfindet…

Armee der Finsternis (Army of Darkness)

1992 / FSK 16 / 1h 21 min

Genresprung von Horror zu Dark Fantasy. Armee der Finsternis ist der heiterste Teil der Reihe. Wir erleben eine unterhaltsame, viel weniger blutige Horrorkomödie, aber weit mehr, als billigen Klamauk. Dieser Teil weicht am meisten von der Rahmenhandlung ab.

Ash hängt im Mittelalter fest. Er muss das Buch des Todes finden, um in seine Zeit zurück zu kehren. Doch bei dem Ritual, das er durchführen muss, um das Buch gefahrlos an sich zu nehmen, unterläuft ihm ein Fehler. Die Armee der Finsternis erwacht. Unzählige Skelette entsteigen ihren Gräbern…

Die neuen Filme:

Evil Dead

© Sony Pictures

2013 / FSK 18 / 1h 31 min

Sam Raimi und Bruce Campbell bleiben Produzenten. Der Tonfall der Geschichte ändert sich vollkommen. Dieser Horrorfilm möchte sich ernst nehmen und es gelingt ihm auch. Stellenweise sind die Szenen schwer verdaulich. Der Film lädt förmlich dazu ein, die Schmerzen der Figuren mit zu ertragen. Erstklassiger Horror!


Wir sind zurück in der Hütte im Wald. Diesmal soll eine junge Frau von ihrer Drogensucht geheilt werden. Ihr Bruder und ihre Freunde wollen ihr beistehen. Schon bald wird das Necronomicon, gefunden, uralte Texte gelesen, und das Böse erwacht erneut zum Leben…

Evil Dead Rise

© Warner Bros.

2023 / FSK 18 / 1h 36 min

Die Handlung wird in ein baufälliges Hochhaus verlegt. Beth besucht ihre Schwester Ellie in L.A., die mit ihren drei Kindern im besagten Hochhaus lebt. Währenddessen legt ein Erdbeben einen geheimen Raum in der Garage frei. Darin verborgen, ist ein Buch des Todes, das Ellies Kinder an sich nehmen. Es kommt, was kommen muss. Das gnadenlos Böse wird aufs Neue beschworen. Es nimmt Ellie in Besitz. Ab hier beginnt für Beth und die Kinder ein kompromissloser Kampf ums Überleben…


Auch der jüngste Teil der Reihe ist ein sehr gelungener und blutiger Horrorfilm. Anhänger des Genres sollten nicht enttäuscht werden.

Die Serie:

Ash vs Evil Dead

2015 bis 2018 / FSK 18 / 30 Episoden in 3 Staffeln, ca. 30 Minuten pro Episode

Wieder Spaß und Spannung mit Ash. Wer die ersten drei Teile gemocht hat, wird auch an der Serie seine Freude haben. Nichts für zarte Gemüter.

Was Tanz der Teufel so faszinierend für mich macht.

Im Grunde sind es drei Elemente, die das immer gleiche Rezept dermaßen aufwerten, dass diese Filmreihe für mich eine konstante Qualität bewahrt, auch wenn mal das ein oder andere Element in einem Film mal nicht vorkommt.

Ash – Vom Verkäufer zum Dämonenjäger

Oft wird Horror-Franchise mit den entsprechenden Antagonisten verbunden. Dr. Loomis oder Laurie Strode aus Halloween gehören da eher zu den Ausnahmen. Bei Chucky, zum Beispiel, denken wir an die Mörderpuppe, nicht an Andy, bei Hellraiser faszinieren uns die Cenobiten, nicht Kirsty, in The Ring, haben wir Samara Morgan vor Augen, nicht Rachel oder deren Sohn Aiden.

Bei Ash ist das anders. Ash bleibt in Erinnerung, denn er ist der Bursche, der es mit allen aufnehmen kann. Er ist ein Dude, der tut, was getan werden muss. Wenn Dämonen von seiner Hand Besitz ergreifen: Kein Problem! Er schneidet sie ab, und verbindet den Stumpf mit einer Befestigungsvorrichtung für seine Kettensäge.

Ash ist ein grober Klotz und politisch völlig unkorrekt. Das ist nur logisch, denn er kämpft mehrmals gegen brutale Dämonen. Ash lässt sich nicht verarschen! Von Menschen nicht, und von Dämonen schon gar nicht.
Wahrscheinlich geht der hier gezeichnete Typ vielen gegen den Strich. Diese Darstellung eines ungehobelten Rüpels ist nicht mehr zeitgemäß, höre ich schon einige Leute klagen. Aber Leute, die sich daran stören, schauen wahrscheinlich auch kein Evil Dead.

Natürlich ist Ash vollkommen überzeichnet, hat fast etwas toonhaftes an sich. Er ist Asterix und Obelix des Horrorfilms. Ich kann nicht anders, als ihn anzuspornen, wenn er gegen die Mächte der Finsternis zu Felde zieht.

Zu Ashs eigenwilligen Charakter trägt Bruce Campbell einen Großteil bei. Bruce Campbell hat etwas, verschmitztes schalkhaftes, das seiner Figur den richtigen Biss verleiht. Damit ist Ash fast untrennbar mit Bruce Campbell verbunden, ähnlich wie Robert Englund seiner Paraderolle Freddy Krueger (A Nightmare on Elm Street) seinen persönlichen Stempel aufgedrückt hat.

Apropos Freddy Krueger! Ash hat einen so großen Kultstatus erreicht, dass Raimi und Campbell sich seinerzeit ernsthaft überlegt haben, Ash einzubauen, bei dem Aufeinandertreffen von Freddy Krueger und dem Freitag-der-13. Metzler Jason Voorheese (Freddy vs. Jason). In Comics ist es zu diesem Aufsehen erregenden Crossover der drei Horrorikonen bereits gekommen.
Leider ist ein Aufeinandertreffen aller Drei im Film nie realisiert worden, lt. Robert Englund, weil die Filmproduktionsgesellschaft New Line Cinema dagegen gewesen ist. Sehr schade! Hier hat man verpasst, Horrorfilmgeschichte zu schreiben.

Das schonungslos Böse
Auch ohne Ash funktioniert die Reihe prima. Grund dafür ist u.a. der namenlose Abgrund, der sich auftut, nachdem die beschwörenden Worte gesprochen worden sind.

Allein die Kamerafahrt, die uns die Perspektive des Bösen zeigt, ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Achterbahnfahrt des Horrorfilms. Durch die Augen des Bösen erleben wir, wie arglose Opfer verfolgt und angegriffen werden, begleitet von einer bedrohlichen Geräuschkulisse, die einem anschwellenden künstlichen Dämonenschrei ähnelt.

Wir sehen zudem was diese dämonische Präsenz mit den besessenen Opfern anstellt, und das ist teilweise nur etwas für wirklich hartgesottene Zuschauer, besonders in dem Film von 2013.
Die Buchseiten des Necronomicons flattern in einem unnatürlichen, psychokinetischen Wind, und halten auf Einträgen mit grausamen Bildern, die uns veranschaulichen, was die besessenen Opfer mit sich selbst als nächstes anstellen.

Die böse Wesenheit trägt in den Filmen keinen Namen. Weder ist sie mit Satan, noch mit dem ‚schwarzen Mann‘ vergleichbar, oder ist gar eine Gestalt, die einmal ein Mensch gewesen ist. Aber sie ist absolut destruktiv.

Wenn dieses Wesen, ohne erkennbare Motive aber in böser Absicht in den Wäldern oder Gängen umherschleicht, möchte man nicht mit ihm alleine sein. Man möchte aber auch keinen anderen bei sich haben, denn es besteht die Möglichkeit, dass jener Mensch, bei dem man noch gerade eben Trost und Unterstützung gefunden hat, plötzlich im Wahn der Besessenheit über einen herfällt.

Der Schauplatz
Schauplätze sollte man nicht unterschätzen, wenn es darum geht Horror in einem Film zu transportieren.
Gerade die einsame Hütte im Wald, ist für mich ein Stilmittel, die Geschichte noch bedrohlicher wirken zu lassen. Ist die Umgebung einmal vom Bösen verseucht, entwurzeln sich Bäume und wandern wie Monster durch die neblige Nacht. Die Blockhütte bietet nur trügerischen Schutz, denn in ihrem dreckigen, dunklen Keller, der nur über eine Bodenluke zu erreichen ist, lauern ebenfalls todbringende Kreaturen. Der Weg zurück, in die Zivilisation ist plötzlich abgeschnitten.


Jetzt sitzt du fest, du kannst nicht entfliehen. So wartest du zusammengekauert auf das Licht des Tages, das die dunklen Mächte wenigstens zeitweise zurückhalten kann. Doch du weißt, die Sicherheit ist trügerisch. Unaufhaltsam kehrt die Nacht zurück, und in ihr tanzen Dämonen und üble Geister.

Den Schauplatz von Evil Dead Rise in ein altes Hochhaus zu verlegen, ist im Prinzip verständlich, weil auch mal etwas Neues für das Auge geboten werden muss. Das funktioniert zum Teil sehr gut, z.B. wenn wir durch den Spion blicken und feststellen, dass der Alptraum dahinter nur von einer dünnen Wohnungstür zurückgehalten wird. Meines Erachtens hätte man hier aber insgesamt mehr herausholen können. Gerade die Parkgarage hätte man noch düsterer inszenieren können, und der Aufzug der den Großteil der 6.500 Liter Kunstblut verwendet, dient eher dem Marketing als den Schockeffekten. Daher habe ich die Hütte im Wald irgendwie vermisst.

Trotzdem trägt auch dieser Schauplatz viel zum beklemmenden Konzept des Filmes bei.

Fazit

Jeder Film nutzt die Mittel seiner Zeit, um das Publikum zu unterhalten. Die ersten Teile der Reihe sind aus heutiger Sicht eher netter Trash, als wirklich erschreckender Horror. Sie funktionieren aber trotz veralteter Effekte und überholter Figurenzeichnung, weil sie sich auch damals schon nicht besonders ernst genommen haben. Trotzdem sind auch heute noch Szenen dabei, die jemanden mit schwachen Nerven einen Schauer über den Rücken laufen lassen können.
Die Filme von 2013, bzw. von 2023 sind nur Horrorfans mit guten Magen zu empfehlen, weniger wegen unheimlicher Szenen, sondern eher wegen der entfesselten Gewalt.

Tanz der Teufel? Für mich absolut Kult!

Bildquelle: © Sony Pictures Entertainment GmbH

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Über Michael Sagenhorn

Im bürgerlichen Leben: Michael Schnitzenbaumer, lebt in Poing bei München, mit seiner Frau Steffi und seinen beiden Kindern Tatjana und Sebastian. Beruflich ist er als Webentwickler tätig, und natürlich auch als Grafiker und Illustrator. Neben den Hobbys 'Fotografie', 'Reisen und 'Kochen' liest er für sein Leben gerne phantastische Romane. Sofern es seine Zeit zulässt, spielt er auch mal gern ein Computerspiel. Was ich mag! Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Empathie, Romantik - Ohrenstöpsel und Tante Gretels Apfelkuchen. Was ich nicht mag! Verrat, Geldgier (obwohl ich gegen Geld oder Reichtum gar nichts einzuwenden habe), Egomanie - früh aufstehen.

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