Die Neuverfilmungen ab 2011
Die ersten drei Teile Planet der Affen: Prevolution, Revolution und Survival handeln von Caesar, dem ersten menschenähnlich intelligenten Affen.
Dabei wird der Ursprung nicht völlig neu erzählt, sondern man bedient sich der Schlüssel-Informationen über Caesar aus den Original-Filmen, z. B. als er ‚Nein!‘ zu den Menschen sagte. Die Geschichte ist zwar eine völlig andere, aber es gelingt der Spagat etwas ganz Neues zu erschaffen und die Geschichte trotzdem so gut an die ersten drei Originale anzuknüpfen, dass man tatsächlich meinen könnte, wir hätten kein Reboot sondern ein Prequel bekommen. Das gefällt mir persönlich sehr gut, da ich mich in der neuen Geschichte sofort wie zuhause fühle. Achtung! Auch hier wird es zu Spoilern kommen!
Hier ist Caesar ein Versuchsschimpanse aus einem Labor. Dr. Will Rodmann möchte ein Heilmittel für Alzheimer entwickeln, nicht zuletzt deshalb, weil auch sein Vater daran leidet. Dafür spritzt er den Affen experimentelle Proben seines Wirkstoffes.
Bei einem Affen, Caesar, schlägt das Mittel so gut an, dass er nach und nach intelligenter wird. Später, während seines Ausstandes wird er dieses Mittel auch noch anderen Affen geben, die sich daraufhin ebenfalls weiterentwickeln.
Neben dem wirklich sympathischen Caesar ist der unheimliche Bonobo Koba ein weiterer interessanter Affe. Auch Koba kommt aus dem Labor, wurde aber von den Menschen grausam gequält. Dementsprechend hasserfüllt ist er ihnen gegenüber eingestellt. Der Konflikt mit Caesar, der besonders Dr. Rodmann als seinen Freund betrachtet, bahnt sich bereits im 1. Teil an, eskaliert aber erst im 2. Teil, da Caesar der nun Anführer der Affen ist, zu menschenfreundlich in Kobas Augen ist. Nachdem er Caesar schwer verwundet hat, ruft Koba zum Krieg gegen die Menschen auf, woraufhin ein verlustreicher Kampf entbrennt.
Im Gegensatz zu anderen Blockbuster-Filmen ist es nicht der Mensch, der mit dem Krieg beginnt, sondern der Affe. Das finde ich ganz erfrischend, da er die Parallelen beider Arten dadurch stärker hervorhebt, ohne billige Klischees zu bedienen (alles Böse geht vom Menschen aus).
Koba ist trotzdem das Sinnbild eines Menschen, dem bereits in der Kindheit viel Leid zugefügt worden ist, und der keine Möglichkeit hat, dieses Leid konstruktiv zu verarbeiten. Daher ist er auch in älteren Jahren dieses Kind geblieben, anstatt erwachsen zu werden, und für seine Taten die Verantwortung zu übernehmen. Koba baut seinen Hass auf die Menschen immer mehr auf, bis das was einst gut in ihm war, zugrunde geht. Koba ist in der Spirale des Hasses gefangen, die letzten Endes zu seinem Untergang führt.
Selbst einer der wichtigsten von Caesars erlassenen Leitsätze hat für ihn keine Gültigkeit mehr: Affen töten niemals Affen.
Damit erweisen sich auch die Gesetze der Affen lediglich als frommer Wunsch, der der Wirklichkeit weichen muss. Schon an dieser Stelle der Geschichte werden die Affen nicht nur intelligenter, sondern sie mutieren auch zu den neuen ‚Menschen‘ der Erde, und übernehmen deren negative Eigenschaften.
Am Ende von Teil 1 erfahren wir, dass das von Dr. Rodmann entwickelte Medikament für Menschen tödliche Nebenwirkungen hat. Der Virus verbreitet sich über den gesamten Globus. Sehr zur Freude der Hunde und Katzen bekommen die Menschen diesmal ihr Fett weg, und Caesar bekommt die Möglichkeit ab Teil 2 seine Affengesellschaft aufzubauen.
In Teil 3 mutiert das Virus weiter. Die Menschen, die gegen die tödlichen Auswirkungen immun gewesen sind, entwickeln sich nun zurück, zu einer primitiven Spezies, die u.a. das Sprechen verlernt.
Ein Teil der überlebenden gesunden Menschen wird angeführt vom fanatischen Colonel McCullough (Woody Harrelson), der einen heiligen Krieg um das Fortbestehen der Menschen gegen die Affen führen möchte. In diesem letzten großen Konflikt der Trilogie entscheidet sich das Schicksal von Menschen und Affen.
Fazit zur Reboot-Trilogie
Die ersten drei Teile des Reboots erzählen eine unterhaltsame, kurzweilige Geschichte über den Kampf der jungen Affenkultur, um den ihr zustehenden Platz auf der Erde. Caesars Leben wird packender und stimmiger erzählt, als in den Original-Filmen, auch wenn sich hier einige Logiklücken auftun. Trotzdem erleben wir ein tolles SiFi-Action Spektakel das noch genügend Freiraum für eigene Gedankenspiele lässt.
Planet der Affen: New Kingdom
2024 / FSK 12 / 145 Minuten
Kommen wir nun zu dem neuesten Vertreter der Reihe, den ich detaillierter betrachten möchte. Nachdem die ersten drei Teile Caesars Lebensgeschichte erzählt haben, hat der vierte Teil des Reboots nun die undankbare Aufgabe die Geschichte um die Welt der Affen weiterzuspinnen, ohne in den Ruf zu kommen, nur des Geldes wegen zu existieren (siehe auch mein Artikel Filmfortsetzungen – Fluch oder Segen).
Undankbar ist sie nicht nur deswegen, weil die Geschichte um Caesar auserzählt ist, sondern weil eine neue Figur in die großen Fußstapfen vom charismatischen Gründer der Affengesellschaft treten muss, mit dem wir drei Teile lang mitgefiebert haben. Hier haben sich die Macher für Noa (Owen Teague) entschieden, einen jungen Schimpansen des Adlerclans. Großteils funktioniert diese Fortsetzung besser als ich erwartet hatte, wenn auch mit einigen Einschränkungen.
Handlung
Viele Generationen nach Caesar haben sich die Affen in mehrere Klans aufgespalten. Der junge Schimpanse Noa ist Mitglied des Adlerclans, der es sich zur Aufgabe gemacht hat Adler zu züchten und abzurichten, ohne den Einklang mit ihnen außer Acht zu lassen.
Eines Tages stielt sich eine junge Menschenfrau heimlich in das Dorf der Affen, entwendet Nahrung und zerstört Noas Adler-Ei, das er zuvor unter Lebensgefahr aus einem Adlerhorst entwendet hatte.
Als Noa die Frau verfolgt, entdeckt er eine Bande maskierter Gorillas. Diese Gorillas überfallen den Adlerklan, verbrennen die Baumhütten des Clans, töten Noas Vater und verschleppen die Überlebenden.
Noa bleibt verletzt und bewusstlos zurück. Als er wieder erwacht, verfolgt er die Gorillas, um seinen Stamm zu befreien. Dabei begegnet ihm nicht nur der Orang-Utan Raka, der ein Bewahrer des Wissens aus der Zeit Caesars ist, sondern auch die Menschenfrau Nova, jene Frau die vor kurzem in sein Dorf eingedrungen war. Gemeinsam suchen sie die kriegerische Gemeinschaft der Gorillas. Deren Anführer Proximus Caesar verfolgt einen ehrgeizigen Plan. Er möchte die Affenclans unter sich zu vereinen, um ein neues Königreich zu gründen…
Von der Unversöhnlichkeit zwischen Affen und Menschen
Nicht wenige bemängeln, dass man nicht so recht erkennen kann, worauf der Film eigentlich hinaus möchte. Man hätte sich eine klarere Linie gewünscht. Sicherlich kann man dem Film einen solchen Vorwurf machen, aber man muss ihm auch zugestehen, dass er sich in eine neue Zeit vorwagt, die zwischen dem Niedergang der Menschheit – und jener Affenkultur liegt, die wir aus den originalen Filmen kennen.
Caesar ist schon lange gestorben und Taylor ist noch lange auf Reisen. Als Ersatz für Caesar dient nun Noa, und die Menschenfrau Nova, mit der sich Noa zusammentut soll hier anscheinend Taylor ersetzen, auch wenn sie nicht aus der Zukunft kommt, sondern vermutlich aus der menschlichen Zivilisation hervorgeht, deren Mitglieder sich später zu den Telepaten entwickeln könnten.
Dass Nova anders ist, als ihre primitiven Mitmenschen an der Oberfläche erkennt der Zuseher sofort an ihrer Kleidung. Die ist auffallend modern.
Auch die Gorillas scheinen ein besonderes Interesse an Nova zu haben. Kein Wunder. Sie vermuten, dass es sich bei der Frau um eine intelligente Vertreterin der Spezies Mensch handelt. Der Anführer Proximus Caesar hofft mit ihrer Hilfe einen Bunker zu öffnen, in denen sich militärische Waffen und Fahrzeuge von damals befinden.
Noa gefällt mir. Aber bei Nova fällt es mir schwer eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Zwar kann ich nachvollziehen warum sie teilweise ohne Rücksicht auf andere so handelt, wie sie handelt, trotzdem wirkt sie fremd und unnahbar, ganz anders als Taylor, der obwohl er mit seinen zeitgenössischen Menschen nichts anfangen konnte, sehr sympathisch wirkt.
Mit Novas teilweise rücksichtlosen Handeln auch gegenüber den verbündeten Affen, bleibt sich die Serie aber zugleich treu und beschwört wieder das drohende Ende des zweiten Teils der Original-Reihe herauf. Affen und Menschen werden sich immer unversöhnlich gegenüberstehen.
Statt klar zu bekennen, dass auch die Affen ein Recht auf ihre Gesellschaft haben, beklagt Nova nur, dass all die Erungenschaften, denen sich nun die Affen bemächtigen, Eigentum der Menschheit sei, dass sie zuerst dagewesen seien, und dass alles wie selbstverständlich weiterhin ihnen gehöre.
Die Reihe schafft es auch die kleinste Annäherung zwischen Affen und Menschen zunichte zu machen. Ein gutes Beispiel ist dafür ist in diesem Film der Abschied zwischen Noa und Nova am Ende.
Nur durch ein paar kleiner Änderungen am Drehbuch bei ein paar Szenen zuvor, hätte man einen einvernehmlichen Abschied mit einem Geschenk von Nova an Noa besiegeln können: Eine Lesefibel, die die Affen zuvor gefunden haben, der aber das Drehbuch keine weitere Beachtung mehr schenkt.
Ich weiß nicht ob die Affen zu dieser Zeit lesen können, ein Geschenk an Noa von Novas Seite, das vermittelt, dass man erworbenes Wissen teilen möchte, wäre eine schöne Geste der Versöhnung gewesen. Etwas das zeigt, dass sie nach dem Abenteuer doch ein wenig zusammengewachsen sind. Schließlich hat der Orang-Utan Raka sein Leben für Nova gegeben. Dem weint sie jedoch keine Träne nach, während wahre Wasserfälle aus den Augen rinnen, als sie den unterentwickelten Menschen begegnet.
Und was geschieht bei dem Abschied? Sich zu Versöhnen oder sich gar dafür zu entschuldigen, dass sie zuvor Noas Clan in Lebensgefahr gebracht hat, fällt Nova gar nicht ein. Stattdessen hält sie eine schussbereite Pistole hinter ihrem Rücken parat für den Fall, dass Noa sie angreifen möchte. Er tut es nicht. Das rettet ihm das Leben. Denn die Geschichte lässt keinen Zweifel daran, dass Nova eiskalt abgedrückt hätte – natürlich nur zum Wohle der Menschheit, nur weil sie unter allen Umständen ihren Auftrag erfüllen muss.
Aufgrund ihrer Pflichtergebenheit, aber auch aufgrund ihrer Ignoranz hat sich Nova nie die Mühe gemacht, die Affen zu verstehen. Die Waffe hinter ihrem Rücken belegt, dass Nova nichts von dem Aufeinandertreffen mit den Affen gelernt hat, und sich im Grunde einen feuchten Kehricht für Noa und seine Gefährten interessiert. Allein, dass sie sich überhaupt verabschieden will ist eigentlich absurd. Sie ist eine durch und durch ergebene „Soldatin“ die sich – so habe ich den Eindruck – ohne Bedenken dem unbarmherzigen Colonel McCullough aus Teil 3 angeschlossen hätte.
Wenn dies eine Vertreterin einer neuen menschlichen Gesellschafft ist, hege ich für diese Gesellschafft keine Sympathien.
Trotz dieses für mich enttäuschenden Abschieds der beiden hatte ich auch an diesem Film Spaß. Er ist nicht ganz so spannend, wie die Reihe um Caesar, aber er führt die Handlung um die Affengesellschaft würdig fort.
Sehr schön wird auch gezeigt, wie klug gemeinte Worte zum eigenen Vorteil verdreht werden können. Eine der wichtigsten Lehren Caesars, „Affen gemeinsam stark“, wird von Proximus Caesar einfach uminterpretiert, dass Affen nur in einem einzigen gemeinsamen Königreich (das natürlich von ihm angeführt wird) auf Dauer eine Zukunft haben.
Ein bisschen erinnert Proximus Caesars Gebaren an die Hochkulturen der Vergangenheit, die teilweise auch einfache Stämme überfallen und ausgelöscht haben.
Fazit zur gesamten Reihe
Der aktuelle Film lässt erahnen, dass auch in der Reboot-Reihe Affen und Menschen im Rad der Zerstörung gefangen sind. Sollte auch dieser Welt am Ende die Vernichtung blühen? Die Zeichen dafür sind bereits erkennbar.
Die Mittel sind andere geworden, als noch zu Zeiten des kalten Krieges. Wahrscheinlich wird es diesmal nicht die Heilige Bombe sein, die angebetet wird, sondern ein weniger greifbarer Wahn könnte vernichtend wüten.
Ich bin gespannt, ob die Reihe fortgesetzt wird, und wie die Macher planen, damit fortzufahren.
Was mir an der Reihe gefällt, ist dass keines der Völker nur gut oder nur böse ist. Die Affen können sicher als Sinnbild der Auflehnung nach ständiger Unterdrückung verstanden werden. Aber als sie an der Macht sind, machen sie es nicht besser, obwohl sie sich vermeintlich moralisch überlegen fühlen.
Aber auch ihre Gesellschaft ist vom Machtstreben, falschen Ideologien und Fanatismus geprägt. Was nicht ins Konzept passt wird beiseite geräumt, so wie die sprechende Menschenpuppe, die Taylor bei Ausgrabungen gefunden hat. Menschen und Affen waren nie wirklich bestrebt, sich für das höhere Wohl ihrer Art weiterzuentwickeln. Stattdessen haben kleigeistige Querelen dominiert.
Doch all die Ähnlichkeiten dürfen uns nicht überraschen. Letzten Endes ist der Mensch ja auch ein Affe, was nichts anderes bedeutet, als dass wir bereits auf einem Planeten der Affen leben.
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