Michael Sagenhorn/ Mai 20, 2024/ Sagenhorn Einblicke, Tipps/ 0Kommentare

HeroQuest, das 1989 erschienene Brettspiel von Hasbro, hat mein Abenteurer- und Heldenleben ganz schön auf den Kopf gestellt. Dabei wollten wir damals, also mein Freundeskreis und ich, wir wollten das Brettspiel nur spielen, weil es nicht so aufwendig ist, wie ein richtiges Rollenspiel, z.B. Das schwarze Auge (DSA), das ich damals öfter gespielt habe.
Seit 2022 gibt es die Neuauflage von dem Spiel, das bei vielen Fantasy-Fans Kultstatus erlangt hat, um eine neue Generation von Abenteurern zu begeistern. Das ist vermutlich nicht einfach, bei der großen digitalen Konkurrenz.

Was ist HeroQuest?

HeroQuest ist ein an Fantasy-Rollenspiele angelehntes Brettspiel, jedoch ohne komplexe Rollenspiel-Regeln. Ganz im Gegenteil. Wie bei vielen Brettspielen üblich, sind die Regeln schnell und einfach zu verstehen.

Auch das Spielprinzip ist schnell besprochen. 1 bis 4 Spieler erkunden in unterschiedlichen Herausforderungen unter der Führung eines Spielleiters das veränderbare Spielfeld. Man sucht, während man durch Räume und Gänge streift, nach Fallen, Schätzen oder Geheimtüren. Das komplette Spielfeld kennt zu Beginn der Herausforderung nur der Spielleiter.
Je nach Herausforderung warten auf die Helden verschiedene Gefahren und Belohnungen. Zu den Gefahren zählen nicht nur Fallen, sondern auch Gegner, die sich in den gefährlichen Orten herumtreiben.

Die Spieler können, je nach Anzahl, einen oder mehrere von vier Helden wählen: Barbar, Zwerg, Zauberer und Elfe. Die Elfe war in der alten Auflage noch der Alp.
Ihnen gegenüber stehen die vom Spielleiter geführten Gegner: u.a. Orks, Goblins, Skelette, Zombies, Mumien, Schreckenskrieger, die in der alten Auflage noch Chaoskrieger genannt wurden. Dann gibt es noch die Abscheulichkeiten, Fischmonster, die wie es scheint, einer Lovecraft-Geschichte entwatschelt sind.

Orks und Skelette

Der Inhalt

Das Spiel kommt mit vielen hübschen Spielfiguren, deren Ausarbeitung viel feiner als die in der alten Auflage ist.
Natürlich gibt es Heldenfiguren, aber auch Gegner sind zahlreich vorhanden. Was ich sehr schön finde, die Gestaltung ist abwechslungsreicher geworden. So gibt es jetzt nicht nur männliche Orks, sondern auch weibliche. Genauso stehen dem Spielleiter auch Goblinfrauen zur Verfügung.
Inventar soll dem Abenteuer noch zusätzlich Stimmung verleihen. Schränke, Tische, Schatztruhen sind heute komplett aus Kunststoff. 1989 bestanden diese Möbel noch zum Großteil aus Pappe mit Kunststoffumrahmung. Das macht die Neuauflage zwar wertiger, den Charme der alten Auflage erreicht sie aber erst, wenn man den einfarbigen Möbeln einen Anstrich gibt, da die Pappe natürlich bunt bedruckt gewesen ist.

Neben dem Spielfeld sind die Figuren und die Einrichtung das optische Highlight des Spiels. Hier kann man sich durchaus der Illusion hingeben, man bereise im eigenen Wohnzimmer fremde Welten. Besondern am Abend, bei schummrigem Kerzenschein.
Daneben gibt es noch u.a. 8 Würfel, Bodenplatten und jede Menge Karten, u.a. von Zaubern für Spielleiter und Helden. Es gibt auch Schatzkarten, Artefakte und Ausrüstung, die man sich zwischen den Abenteuern kaufen kann, für das Gold, das man während der Abenteuer eingesammelt hat.
Das macht die Helden von Herausforderung zu Herausforderung stärker. Diese Aufrüstung macht auch einen Teil des Spielspaßes aus.

Das Basisspiel bringt zwar nur 14 Herausforderungen mit, aber es gibt bereits jetzt schon etliche Erweiterungen mit neuen Herausforderungen, neuen Figuren und Karten.

Heimtückisch grinsende Goblins

Meine Erfahrungen früher und heute.

Für unsere Gruppe war dieses Spiel 1989 der Einstieg in die große Fantasy-Rollenspielwelt. Das Spiel bietet kreative Beschäftigungsmöglichkeiten, die über das einfache Spiel hinausgehen. Denn schon bald stellten wir fest, dass es sich mit einfarbigen Figuren nicht so nett spielte, wie mit bemalten Modellen. Also malte ich lustig alle meine Modelle an.
Zudem kann man mit etwas Fantasie auch eigene Abenteuer entwerfen. Etwas, dass dem Spielleiter ein bisschen Zeit abverlangt, aber auch richtig Spaß macht – zumindest mir geht es so. Wenn die eigenen Abenteuer dann auch noch auf allgemeine Zustimmung stoßen, gibt das dem Glücksgefühl einen zusätzlichen Kick.

Und so war es nicht verwunderlich, dass wir damals nicht nur HeroQuest Erweiterungen besorgten, sondern auch andere Spiele, die ähnlich aufgebaut waren, bis wir schließlich unser eigenes Rollenspielsystem entwickelten, angelehnt an den Regeln von DSA.

Aber eins behielten wir immer bei: Das Inventar und die Spielflächen, aber hauptsächlich die vielen Figuren, um unsere Abenteuer zu veranschaulichen. Oft staunte meine Heldengruppe nicht schlecht, wenn ich bisher unbekannte Gegner ins Spiel brachte.
Besonders Advanced HeroQuest hat uns bei dem Aufbau der Abenteuer sehr gute Dienste geleistet, da das modulare Spielfeld schier unendliche Möglichkeiten geboten hatte, Dungeons zu kreieren, wobei ‚Dungeons‘ für alles Mögliche stehen hat können, von einsamen Höhlen bis Bezirke in Städten. Gänge und Räume, die man wie Puzzle zusammenstecken konnte, ließen kaum Wünsche offen.

Zwei Jahre lang trafen wir uns regelmäßig an den Wochenenden zum Spiel. Nachdem unsere Gruppe allerdings auf drei Leute zusammengeschrumpft war, und da wir Verbliebenen nichtmehr die Zeit aufbringen konnten, für aufwendiges Rollenspiel, sind wir zu Warhammer 40.000 gewechselt, und haben das Tabletop-Spiel für uns entdeckt. In Figurenbemalen hatten wir ja schon ein wenig Übung. Von dem her standen bald die ersten Armeen des Chaos, der Space Marines und der Eldar für einen ersten Wettstreit bereit. Aber das ist eine andere Geschichte…

Hexer mit Schreckenskriegern


Und heute?
Mein Sohn hat mich auf die Neuauflage von HeroQuest aufmerksam gemacht, und mich gefragt, ob ich dieses Spiel kenne. Zwei Tage habe ich mit mir gerungen, dann hat der Abenteurer in mir gewonnen. Ich habe die 90,- Euro hingeblättert und mir das Spiel nochmal geholt. Das alte Spiel ist schon längst fusioniert mit anderem Rollenspielmaterial, und später im Reich des Koboldkönigs verschwunden. Übersetzt: Wahrscheinlich habe ich es beim Ausmisten entsorgt.

Mit dem neuen Spiel, in der neuen Runde – diesmal meine Familie – ist auch der alte Spielspaß zurück. Ich hatte sogar Zeit wieder ein paar eigne Herausforderungen zu entwerfen – mit ein paar geringfügigen Erweiterungen der Standardregeln, damit ich die Abenteuer etwas knackiger gestalten konnte. Eins haben wir schon durchgespielt, mit der Einführung einer neuen Heldenklasse, bzw. eines neuen Volks: Naga. Dieses Abenteuer ist sehr gut angekommen.

Dieses Brettspiel kann ich allen Abenteurern empfehlen, die keine Zeit oder Lust haben, sich in die umfangreichen Regeln von Pen-&-Paper-Rollenspielen einzuarbeiten.

Die Helden Zauberer, Barbar, Elfe, Zwerg

Ein Tipp für Abenteuer-Entwickler:

Dank des modernen 3D-Drucks gibt es natürlich viele Möglichkeiten, an neue Figuren und andere Einrichtungsgegenstände zu kommen. Dies ist aber nicht immer preisgünstig.

Figuren (28 mm Größe) kann man auch gebraucht günstig erstehen, u.U. sind diese Figuren sogar schon bemalt. Aber auch andere Spiele eignen sich für HeroQuest Herausforderungen zweckentfremdet zu werden. So habe ich interessantes Material bei bereits gespielten Exit Games entdeckt, das man nun hervorragend für Feldmarken nutzen kann. So kann man auch ohne offizielle Erweiterungen das Spielfeld mit neuen Optiken und Funktionen anreichern, ohne einen Cent dafür berappen zu müssen.

Weiterführende Links:
https://de.wikipedia.org/wiki/HeroQuest

Bildquelle: Michael Schnitzenbaumer 2024

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Über Michael Sagenhorn

Im bürgerlichen Leben: Michael Schnitzenbaumer, lebt in Poing bei München, mit seiner Frau Steffi und seinen beiden Kindern Tatjana und Sebastian. Beruflich ist er als Webentwickler tätig, und natürlich auch als Grafiker und Illustrator. Neben den Hobbys 'Fotografie', 'Reisen und 'Kochen' liest er für sein Leben gerne phantastische Romane. Sofern es seine Zeit zulässt, spielt er auch mal gern ein Computerspiel. Was ich mag! Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Empathie, Romantik - Ohrenstöpsel und Tante Gretels Apfelkuchen. Was ich nicht mag! Verrat, Geldgier (obwohl ich gegen Geld oder Reichtum gar nichts einzuwenden habe), Egomanie - früh aufstehen.

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