Michael Sagenhorn/ September 9, 2020/ Tipps/ 0Kommentare

Der Alptraum, der mich im letzten Monat erfasste, lässt mir heute noch das Blut in den Adern gefrieren. Nachts erwache ich schreiend…schweißgebadet…zitternd. Meine Frau ist in Sorge. Sie kann meinen gehetzten, panischen Blick, von dunkeln Augenrändern umgrenzt, kaum noch ertragen.

Doch im Grunde fing alles so harmlos an. Mit Spiel und Spaß in einem Wohnzimmer, das einem Grafen gehört. Es war ein modriger, schummriger Raum, geprägt von schweren Möbeln, wie man sie heute nur noch in Antiquitätenläden findet. Alles war alt und bieder. Nur ein Laptop erinnerte mich daran, dass ich mich immer noch in der Gegenwart befand. Und dennoch verbreiteten der Raum eine wohnliche Behaglichkeit und lud zum Verweilen ein.

Dabei hätte ich den Irrsinn, der in diesem Raume innewohnte sofort erkennen müssen. Aber vielleicht war ich zu erschöpft von den letzten beschwerlichen Monaten. Ich darf wohl behaupten, dass dieses Jahr des Wahnsinns an den Wenigsten spurlos vorüber geht. So mag man mir verzeihen, dass ich den Käfig in der dunkelsten Ecke des Wohnzimmers zuerst keine Beachtung schenkte. Vielleicht hielt sich der exzentrische Graf nur einen Hund oder gar einen Chinchilla?

Erst die Bilder von vermissten Personen, die an den Wänden verteilt waren, schürten mein Misstrauen. Ich begann die Wohnung zu durchsuchen und entdeckte mich verhöhnende Rätsel, die meinen Verstand herausfordern wollten. Aber ich schlug sie…löste sie… jaaa, ich löste sie! Aber zu welchem Preis?
Jedes gelöste Rätsel zog mich tiefer in den Abgrund der menschlichen Seele. Auf Hinweise, folgten Hinweise, – auf Schlösser, folgten weitere Schlösser für Schränke, Truhen – und den Käfig. Was ich dahinter fand… Nein! Es ist zu grauenhaft! Ich kann darüber nicht berichten. Nur soviel: Blut! Überall Blut! Wo ich auch hinsah: Blut – und noch viel Schlimmeres.

Nicht schreien, zwang ich mich. Jeder Laut hätte mich verraten können, – hätte den Grafen auf meine Spur bringen können. Nein! Mein Blut sollte er nicht bekommen. Ich musste hier raus! Aber wenn ich jetzt fliehen würde, hätte ich keine Beweise für die Untaten des Grafen. Ohne Beweise wären die Menschen in seinem Umkreis weiterhin in tödlicher Gefahr.
Schwitzend und hektisch suchte ich weiter. Die Zeit lief ab! Endlich! Die Beweise! Nun schnell weg! … Zu spät! Es klopfte und die Türe zum Wohnzimmer öffnete sich…

Herein trat die Spielleiterin und verkündete, dass die Zeit vorbei wäre. Wir hatten den Fall um den Serienmörder in letzter Minute lösen können. Natürlich war ich nicht allein im sogenannten Escape-Room. Ich hatte mich mit vier Abenteurern getroffen, um das immer populärer werdende Live-Rollenspiel zu testen. Innerhalb einer Stunde mussten wir alle Rätsel lösen. Zugegeben, ganz alleine schafften wir das nicht. Die Spielleiterin hatte die Möglichkeit uns von außen Hinweise über einen Monitor zukommen zu lassen, wenn wir einmal nicht weiter wussten. Natürlich wollten wir das Spiel eigentlich ohne Tipps lösen. Daher wurmte uns jede Einmischung von außen, die uns auf die richtige Spur brachte.

Escape-Rooms existieren in der Zwischenzeit in vielen Städten. Es gibt sie mit den unterschiedlichsten Szenarien, für unterschiedliche Altersstufen.

Oft muss man Rätsel zu Kriminalfällen lösen, aber auch der ‘Weltraum’ oder ‘Spuk-Zimmer’ gehören zu den ungewöhnlichen Schauplätzen. Dabei sind viele Escape-Rooms liebevoll ausgestattet, damit die richtige Atmosphäre aufkommt. Man sollte mindestens zu zweit sein, aber mehr Spieler erhöhen natürlich den Spaß. In der Regel dauert ein Spiel 60 Minuten.

Das ist leider auch das größte Minus des Spiels! Die Zeit mag reichen, um die Rätsel zu lösen, aber sie ist zu kurz, um tief in die Geschichte einzutauchen. Gerne hätte ich bei unserem Ausflug etwas mehr Ruhe gehabt, um alle Hinweise genau zu lesen und zu studieren, damit ich die Handlung tiefer erleben kann. Die Zeit erlaubte es allerdings nur, alle Hinweise quer zu lesen, damit man die relevanten Zeilen für das Lösen der Rätsel entdeckt. Und an den Rätseln tüfftlen, mussten wir ja schließlich auch noch. Daher blieb der Hintergrund ein wenig auf der Strecke.

Fazit:

Ganz gleich ob man es rechtzeitig schafft oder scheitert, es ist Klasse verschiedene Rätsel zu knacken, und die Geheimnisse der mitgelieferten Geschichte zu ergründen. Besonders jetzt, in der bevorstehenden kälter werdenden Jahreszeit ist ein Besuch im Escape-Room ein heißer Tipp etwas Besonderes mit seinen Freunden oder seiner Familie zu unternehmen.

Ich für meinen Teil werde mich eines Tages wieder in ‘Gefahr’ begeben und ein neues Spiel ausprobieren.

Bild: © Michael Sagenhorn 2020

Share this Post

Über Michael Sagenhorn

Im bürgerlichen Leben: Michael Schnitzenbaumer, lebt in Poing bei München, mit seiner Frau Steffi und seinen beiden Kindern Tatjana und Sebastian. Beruflich ist er als Webentwickler tätig, und natürlich auch als Grafiker und Illustrator. Neben den Hobbys 'Fotografie', 'Reisen und 'Kochen' liest er für sein Leben gerne phantastische Romane. Sofern es seine Zeit zulässt, spielt er auch mal gern ein Computerspiel. Was ich mag! Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Empathie, Romantik - Ohrenstöpsel und Tante Gretels Apfelkuchen. Was ich nicht mag! Verrat, Geldgier (obwohl ich gegen Geld oder Reichtum gar nichts einzuwenden habe), Egomanie - früh aufstehen.

Hinterlasse einen Kommentar