Michael Sagenhorn/ Juni 6, 2022/ Kino und Film/ 0Kommentare

Eigentlich sollte jetzt eine simple Rezension zu Doctor Strange in the Multiverse of Madness folgen. Nachdem ich aber den Film gesehen – und meinen daraus resultierenden Gedanken zum aktuellen MCU freien Lauf gelassen habe, wollte ich lieber diese Gedanken teilen. Auf Doctor Strange in the Multiverse of Madness werde ich aber immer wieder zurückkommen, um aufzuzeigen warum es bei der aktuellen MCU-Phase meiner Ansicht nach nicht rund läuft.


Doch welche Serien und Filme gehören zu Phase 4? Die Serien erschienen ausnahmslos beim Streaming Dienst Disney plus. Mit der Serie WandaVision startete MCU Phase 4 durch. Es folgten The Falcon and the Winter Soldier, Loki, What If..? , hawkeye und Moon Knight.


Die Qualität der einzelnen Serien und Folgen ist sehr gemischt. Für mich stechen WandaVision und Loki heraus, weil sie sich erfrischender Weise etwas Neues getraut haben.

The Falcon and the Winter Soldier und hawkeye sind für mich Serien von der Stange. Man kann sie ansehen, findet sie kurzweilig, aber vergießt sie schnell wieder.
Moon Knight, die jüngste Serie, war für mich eine einzige Enttäuschung. Die erste Folge hat noch richtig Spaß gemacht. Dann wurde es von Folge zu Folge konfuser. Es gab die ein oder andere originelle Idee, aber im Großen und Ganzen halte ich die Show nicht für das Richtige, um neue Fans für das MCU zu begeistern. Weniger diplomatisch ausgedrückt: Die Serie ist Mist – zumindest in meinen Augen.


Zwei Filme der Phase 4 liefern sich ein heißes Kopf-an-Kopf Rennen um den Thron der Belanglosigkeit: Shang-Chi und Eternals. Beide Filme bestechen mit durchaus imposanten Bildern, sonst haben sie aber auch gar nichts zu bieten. Reizlose Titelfiguren sind das Fitzelchen Sahne auf dem Trübsal-Dessert.

Das ist mein Problem mit allem was Marvel cineastisch auf die Beine gestellt hat, seit Thanos in Avengers Endgame besiegt worden ist.

Es gibt drei erhebliche Mängel: Das Konzept zu einer übergreifenden Handlung, die Helden, die Schurken.

Diese drei Punkte möchte ich einzeln beleuchten und anhand des aktuellen Doctor Strange Films näher darlegen.

Der Masterplan von MCU Phase 4

Als Marvel 2008 mit Iron Man das Tor zur MCU-Welt aufgestoßen hat, hatten die Macher spürbar ein klares Konzept davon, wo die Reise hingehen soll: Zu den Avengers. Die beliebtesten Superhelden von Marvel sollten vereint in einem Film, ein bisher auf der Kinoleinwand noch nie dagewesenes Abenteuer bestreiten. In nachfolgenden Phasen sollte die Reise weitergehen, zu einem schier übermächtigen Gegner Thanos, gegen den die Heldenriege im Film Avengers Endgame eine finale, epische Schlacht bestreiten musste. Alle Filme der Phasen 1 bis 3 sind durch die Infinity Steine miteinander verbunden. Auch Thanos‘ Gegenwart wird von Phase zu Phase bedrohlicher. Man konnte die Bedrohung spüren, bis sie im Film Avengers Infinity War explodierte. Das Konzept dieser Haupthandlung war großartig, denn es verband die einzelnen Filme mit spanndenen Cliffhangern, was wir sonst nur aus Serien kennen.


Doch nun ist Thanos tot, und mir kommt es vor, als wären die Ideen der Autoren ebenfalls gestorben, obwohl unzählige Comic-Geschichten darauf warten für die Leinwand entdeckt zu werden.

Ist meine Erwartungshaltung nach all der Zeit zu groß geworden? Wo ist die neue große Vision? Phase-4-Serien und -Filme scheinen bisher ohne roten Faden auskommen zu müssen, wenn man mal vom Multiverse absieht. Alles wirkt kopflos und durcheinander. Ein Bruchstück jagt das nächste Segment einer Geschichte, die so zersplittert ist, wie Doctor Strange während er durchs Multiversum springt.


Doch Halt! Hat der Masterplan am Ende gar nichts mit dem Multiverse zu tun? Habe ich mich hier in die Irre führen lassen, und erst nachdem ich Doctor Strange 2 gesehen habe, den wahren Plan erkannt? Hängt dieser Plan womöglich mit den Göttern zusammen, die neben den Asen plötzlich wie reife Äpfel von den Bäumen fallen? Moon Knight stellt uns die ägyptischen Götter vor, Thor Love and Thunder führt die griechischen Götter ein. Dann wird der nächste Thor-Film ab 06. Juli 2022 Licht ins Dunkle bringen. Diesen Film darf ich keinesfalls verpassen…

MOON KNIGHT ©Marvel Studios 2022. All Rights Reserved.

Plötzlich halte ich inne. Braucht es denn wirklich einen allumfassenden Masterplan dem jede MCU-Geschichte hinterher hetzen muss? Oder täte es gut, wenn ein Film mal wieder für sich alleine stehen könnte.
Was bleibt übrig von Filmen bei denen Post-Credit-Szenen für den meisten Gesprächsstoff sorgen und mehr Interesse wecken, als die Filme selbst? Ein Film ist nur noch Appetitmacher für den nächsten Film.

Phase 4 besteht aus Bausteinen, die vor allem das MCU Multiversum zusammensetzen sollen. Auf mich machen diese Bausteine den Eindruck, als hätte ein Kind mehrere Lego-Sets begonnen, aber dann das Interesse verloren, auch nur ein Set fertigzustellen.

Eines dieser Sets können wir mal Watcher aus What If..? nennen. Doctor Strange in the Multiverse of Madness hätte sich geradezu angeboten, dem Watcher hier mehr Form zu verleihen. Er steht stellvertretend für uns Zuschauer: Wir, die ein anderes Universum, also jenen Film nur betrachten-, aber nicht eingreifen können. Eine sehr interessante Figur, die hier keine Berücksichtigung findet.


Eine der kurzweiligsten Folgen von What If..? war: Was wäre wenn Ultron gewonnen hätte? Was wäre, wenn man für diesen Ultron auch in Doctor Strange 2 einen Platz gefunden hätte? Der Film spielt im Multiversum des Wahnsinns. Da sollte so vieles möglich sein. Es ist eine Spielwiese für Autoren. Ideen und Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Man könnte mit so vielen Dingen, die wir bereits aus Loki oder What If..? kennen experimentieren.
Aber was setzt man uns vor? Captain Carter und den Multiverse-Glupschi Mike Glotzkowski (Sorry! Ich meine natürlich „Shuma-Gorath“) aus What If..? Episode 1, zudem einen Zombi-Strange. Das ist mir zu wenig. Hier wurde so viel Potential verschenkt. Mutlos!


Trotzdem stellt Doctor Strange in the Multiverse of Madness das bisherige Highlight der Phase 4 für mich dar. Die MCU-Spider-Man Filme außen vor gelassen. Der Film ist unterhaltsam und besticht durch surrealistische Bilder, an denen Salvatore Dali seine Freude gehabt hätte, aber er bleibt weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.


Zum Beispiel auch beim Thema MCU-Horror. Das Marketing will uns den Film als ersten MCU-Horror-Film verkaufen. Man vergleiche mit Brightburn und lächle! Das ist sicher auch auf den Regisseur Sam Raimi zurückzuführen. Vor seinen Spiderman Filmen hat Raimi Tanz der Teufel auf die Beine gestellt, und somit Kult-Horror geschaffen.
Mal abgesehen davon, dass mit Horror schon wieder ein neuer – zwar durchaus passender – Baustein eingeführt wird, empfinde ich in Anbetracht des mäßigen „Grauens“, das uns erwartet, diese Ansage als sehr großzügige Auslegung von Horror. Natürlich hätte ein Multiversum des Wahnsinns sehr viel düsterer und erschreckender sein können, was sich auch auf nachfolgende Filme ausbreiten hätte können. Dann wäre aber die Altersfreigabe ab 12 Jahren nicht drin gewesen.

Die Helden

Reisen wir noch einmal zurück zu den Anfängen. 2008 schlüpfte Robert Downey Jr. In die Rolle von Tony Stark. Man kann diesen Burschen getrost als A…loch bezeichnen aber als A…loch mit Herz. Aufgrund seiner Entführung musste er über sich selbst hinauswachsen und wurde zu IRON MAN. Wir haben hier einen kantigen, aber gelungenen Charakter, den die meisten von uns etwas abgewinnen können.


Auch Chris Hemsworth verkörpert den Donnergott THOR wunderbar. Zu Beginn war Thor ein verantwortungsloser Raufbursche, und ich fragte mich, was der Typ so getan hat in den letzten 1000 Jahren, dass er so wenig Reife besitzt… ich mag ihn trotzdem!


Chris Evans war die perfekte Besetzung für den mutigen und geradlinigen CAPTAIN AMERICA, kompromisslos zu seinen Feinden, und nebenbei bemerkt reifer, als unser guter alter Thor 😉

Der vierte im Bunde ist DER UNGLAUBLICHE HULK. Anfangs fabelhaft performt von Edward Norton. Aber dann leider, leider ersetzt durch Mark Ruffalo. Nichts gegen Mark Ruffalo. Er ist ein solider, sympathisch wirkender Schauspieler, aber er ist kein Edward Norton.

Abgesehen von Spider-Man dessen Filmrechte bei Sony liegen, wurden hier die Top-Zugpferde von Marvel Comics ins Rennen geschickt. Hulk, Iron Man, Thor und Captain America sind Stars unserer Pop-Kultur, und -schon seit Jahrzehnten auf T-Shirts, Tassen, Spardosen und auf unzähligen weiteren Gegenständen abgebildet. Man kennt sie, man liebt sie – oder auch nicht.


Diese Marvel-Ikonen wurden besetzt mit den für sie maßgeschneiderten Schauspielern, bei denen das Äußere und das Charisma wesentlich mit dazu beigetragen hat, diesen Helden auf der Leinwand Leben einzuhauchen. Das Publikumsinteresse war daher bei Erscheinen der Filme dementsprechend groß.
Heute verbinden wir wie selbstverständlich die Namen der Superhelden mit den Gesichtern ihrer Darsteller, ähnlich wie es in den 70gern/80gern, bei Christopher Reeve mit DCs Superman der Fall war. Daher ist es auch schwer diese Rollen neu zu besetzen.

Später kamen Marvel-Helden dazu, denen ich noch ein gewisses Interesse entgegenbringen konnte: GUARDIANS OF THE GALAXY oder BLACK PANTHER. Aber es sind Helden der zweiten Riege. Auch ANT-MAN war ja kein großer Held (man verzeihe mir dieses Wortspiel). Sie haben nicht die gleiche Zugkraft.
Niemand wäre auf die Idee gekommen mit einem der oben genannten Helden statt mit Iron Man das MCU zu starten. Trotzdem hat man sich zu Beginn noch die Mühe gemacht, die Helden der zweiten Riege entsprechend interessant zu besetzen. Zum Beispiel Scarlett Johansson als BLACK WIDOW und Jeremy Renner als HAWKEYE. Beide waren das Salz in der Suppe der Avengers
Aber mit fortlaufender Zeit wurden immer mehr Helden der zweiten Riege auch mit Schauspielern der zweiten Riege besetzt. Wie ich schon bei Mark Ruffalo meinte: Nichts gegen diese Schauspieler der zweiten Riege. Nicht jedem sind überdurchschnittliche schauspielerische Qualitäten oder entsprechendes Charisma gegeben. Die meisten machten einen guten Job. Aber sie sind wie ein unbekannter Song, der im Hintergrund dudelt: Nett, aber von der Melodie her so unbedeutend, dass man nicht von wichtigen Tätigkeiten abgelenkt wird.

Und wo sind unsere Ikonen abgeblieben?

Iron Man und Black Widow sind tot. Captain America ist in Rente gegangen.


Hulk, dessen grimmige, unberechenbare Natur für einige Highlights gesorgt hat, ist nun ein intellektueller Softie. Und so sehr es mich freut, dass Bruce Banner und sein Alter Ego Hulk ihre Differenzen beigelegt haben, so sehr langweilt mich dieser neue freundliche Teddybär-Hulk.


Thor wurde in Endgame zu einer fetten, versoffenen Karikatur seiner selbst. Glücklicher Weise bringt er sich wenigstens rechtzeitig zu Thor 4 wieder auf Vordermann.

T’Challa Udakus Black Panther war ideal besetzt durch Chadwick Boseman. Leider ist er viel zu früh verstorben. Damit hinterlässt er nicht nur eine menschliche Lücke bei seinen Hinterbliebenen, sondern auch eine Lücke im MCU.


Es wird zwar schon fleißig an Nachfolgern unserer Originale gebastelt. Aber bisher haben weder die Ersatz-Superhelden noch die Schauspieler das entsprechende Kult-Format.


Am Ende der Phase 3 erlebte CAPTAIN MARVEL ihren ersten Auftritt. Ich freute mich auf Captain Marvel, bis ich sah, was Bri Larson daraus machte. Für mich ist Bri Larson die größte Fehlbesetzung im MCU – und das liegt nicht nur am Drehbuch. Sorry, dass ich jetzt auch in die Kerbe des damaligen Shitstorms schlagen muss! Diese Oscar-Gewinnerin hat für mich nicht die geringste Ausstrahlung, einen Look so austauschbar, wie Eier in einem 10ner-Pack, und sie versprüht einen Charme, der verpufft sobald er den Parfümflacon verlassen hat. Ihre größte schauspielerische Leistung ist: bedeutungsschwanger dreinzusehen.
Das Einzige, was den Film mit ihr hervorhebt ist die Darbietung von Samuel L. Jackson als NICK FURY (und die Katze Goose). Fury und Goose waren ein tolles Team. Allein wegen Fury habe ich mir diesen Film ein zweites Mal gegönnt. Bri Larson wurde, trotz Titelrolle, von Samuel L. Jackson an die Wand gespielt – so sehr sie auch gefunkelt hat.

Das letzte Mal, dass ich so eine auffällige Diskrepanz erlebt habe, war 1991 bei Robin Hood – König der Diebe. Kevin Costner (Robin Hood) wurde von Morgan Freeman (Robins Sidekick Azeem) in den Schatten gestellt. Alan Rickmans Darbietung als der Sheriff von Nottingham schickte Costner komplett in die Bedeutungslosigkeit.

Captain Marvel selbst, alias Carol Danvers ist so uninteressant, wie sie mächtig ist. Es wird mehr benötigt, als wie ein Weihnachtsbaum zu strahlen, um das Publikum für sich zu gewinnen. Vielleicht sieht das Filmstudio das auch so? Ein zweites Solo-Abenteuer bekommt Captain Marvel derzeit nicht. Sie muss sich einfügen in eine Riege ähnlicher Superhelden: THE MARVELS (Hoffentlich kann man die Eier auseinanderhalten). Die Gönner dieser Figur, sehen dahinter die Chance, sie im Team agieren zu lassen. Wen juckt’s?

Zurück zu Doctor Strange in the Multiverse of Madness. Benedict Cumberbatch bewerte ich als ideale Besetzung für Doctor Strange. Darüber hinaus hat auch dieser Film trotz einiger Cameos nicht viel Personalpower zu bieten, die mich überzeugt.

DOCTOR STRANGE IN THE MULTIVERSE OF MADNESS. ©Marvel Studios 2022. All Rights Reserved.

Die neue Heldin AMERICA CHAVEZ wird von Xochitl Gomez recht glaubhaft und einnehmend verkörpert. Trotzdem ist diese Heldin außerhalb der Comicszene relativ unbekannt, und auch entsprechend uninteressant. Im Film dient America Chavez, die Gejagte, nur dazu, die Handlung voranzutreiben. Wir erfahren nicht viel über sie: ein paar Details über ihr Leben und ihre Kräfte. So richtig connecten konnte ich mich mit ihr nicht. Will ich mehr über sie erfahren? Freue ich mich, wenn sie in einen Film wieder auftaucht? Nein. Eigentlich ist sie mir egal. Aber vielleicht geht es einem jüngeren Publikum da anders.

Massiver Spoiler – Die Illuminati.

Zu guter Letzt muss ich das Illuminati-Kapitel von Doctor Strange in the Multiverse of Madness ansprechen.
In diesen Teil des Filmes haben wir ein paar Cameo-Auftritte und wir treffen neue und bekannte Metawesen. U.a. treffen wir auf Black Bolt, ein Held der mich schon als Kind in den Comics gelangweilt hat.
Die schon oben genannte Captain Carter ist mit von der Partie, genauso Captain Marvel. Reed Richards von den Fantastischen Vier gehört ebenfalls zu den Illuminati, und X-Men Professor X, wieder gespielt von Patrick Steward.


Die ganzen Illuminati-Szenen sind völlig überflüssig. Sie tragen nichts zur Handlung bei. Schlimmer noch! Sie zerstören das Image einiger Helden noch vor deren Einführung ins MCU: Reed Richards und Black Bolt werden gleich beim ersten Gegnerkontakt mühelos ausgelöscht. Sogar Captain Marvel stirbt nach kurzem Kampf durch … Trommelwirbel… herabfallendes Geröll! Die mächtigste Heldin des MCU wird von Steinen erschlagen. – Sie hatte keinen guten Tag.
Professor X ist in diesem Universum anscheinend senil. Ihm wird beiläufig das Genick gebrochen. Da fällt mir nichts mehr zu ein…


Massiver Spoiler – Ende

Kann man sich vorstellen, wie ich mich auf ein Wiedersehen freue, sollte Marvel die Fantastischen Vier oder die X-Men in das MCU integrieren. Ist das der richtige Weg, uns Helden zu präsentieren, die wir auf ihrer Reise begleiten wollen?
Nun komme ich zum letzten Punkt:

Die Schurken

Im MCU haben die Antagonisten stellenweise das gleiche Problem wie die Helden. Hinzu kommt, dass MCU-Schurken über alle Phasen hinweg großteils völlig beliebig und uninteressant sind.

Kleines Quiz: Weiß du auf Anhieb wer der Schurke im Film Eternals ist?? *** Denkpause ***


Auflösung: Es ist Kro. Wie sieht Kro denn aus? Welche Motive oder Pläne verfolgt er? – Es ist schon unfair gerade Eternals für dieses Quiz-Beispiel zu wählen. Der Film stopft 10 hohle Heldenhüllen in ca. 2,5 Stunden Laufzeit. Schon damit sind die meisten Zuschauer überfordert. Und dann sollen sie auch noch Augen für den Bösewicht haben?

Die Liga der unglaublich belanglosen Schurken ist groß. Malekith (Thor: The Dark Kingdom), Dreykov (Black Widow), Yellowjacket (Ant-Man), Ghost (Ant-Man and the Wasp), Yon-Rogg (Captain Marvel), Kaecilius (Doctor Strange), usw…


Selbst erfahrene Schauspieler waren nicht in der Lage, ihren Schurken das gewisse Etwas zu verleihen. Kurt Russell scheitert an Ego (Guardians of the Galaxy 2), genauso wie Cate Blanchett an Hela (Thor: Ragnarok) – und wir reden von DER Cate Blanchett! Ich weigere mich zu glauben, dass deren schauspielerisches Können dafür verantwortlich war. Eher haben hier Drehbuchautoren und Regisseure ihren Job nicht so richtig hinbekommen.

Wir hatten zwar auch Lichtblicke, aber für mich war Thanos der einzige wirklich beeindruckende Schurke. Er war mächtig, erbarmungslos, charismatisch und hatte eine gewisse Tiefe. So sollen Schurken sein, wenn man auch die Helden gut aussehen lassen möchte.

MOON KNIGHT ©Marvel Studios 2022. All Rights Reserved.

In Phase 4 wird die Liga der belanglosen Schurken erweitert. Ich könnte jetzt z.B. darüber klagen, wie uninteressant der Schurke von Moon Knight für mich war. Aber ich möchte auch hier das Augenmerk wieder auf Doctor Strange in the Multiverse of Madness lenken. Die Schurkin ist Wanda Maximoff, alias Scarlet Witch.


Die Idee Scarlet Witch als Gegenspielerin von Doctor Strange einzubauen, liegt nahe: Die Hexe und der Zauberer (wer liebt diesen wunderbaren Disney Klassiker nicht 😉). Im Ernst. Das hätte im Prinzip was werden können, weil hier zauberkundige Widersacher aufeinandertreffen. Leider, leider, leider waren die Unterschiede zwischen Zauberei und Hexerei so marginal, dass man sie auch weglassen hätte können. Der Zaubereinheitsbrei hat den Kämpfen etwas von ihrem Zauber genommen.
Zudem war Scarlet Witch dermaßen overpowered, dass sich kein spannender Zweikampf zwischen den beiden performen ließ. Auch darunter litt das Kräftemessen. Ich weiß nicht, ob Sam Raimi sich da nicht gegen das Studio durchsetzen konnte. Denn er kann es normaler Weise besser: Man vergleiche das Aufeinandertreffen zwischen Spider-Man und dem Kobold in seinem Siderman-Film.
Aber ich schweife ab. Zurück zur Darstellung der Schurkin. Wanda begleiten wir schon seit Avengers 2. Zu Beginn kämpfte sie auf der Seite des Bösen, dann schloss sie sich den Avengers an, verliebte sich in den Superhelden Vision, was aber tragisch endete.

Darauf setzt die Serie WandaVision auf. Ich mag die Darstellerin von Wanda, Elizabeth Olsen. Und ich finde auch ihre Darstellung von Wanda sehr gelungen. Ich wollte sie auch wirklich in Doctor Strange in the Multiverse of Madness mögen. Aber es hat nicht gereicht.


Elizabeth Olsen wurde für eine Nebenrolle bei Avegners 2 gecastet, denn mehr war Wanda damals nicht. Ich weiß nicht, ob man beim Casting an eine Vergrößerung ihrer Rolle nachgedacht hat, aber für diese Nebenrolle war Elizabeth Olsen perfekt. Später, als Wandas Bedeutung zunahm, spielte Frau Olsen ihre Rolle nach wie vor überzeugend. Wanda und Vision harmonierten in der Serie sehr gut. Die Scarlet Witch trat nur sporadisch in Erscheinung. Das ändert sich jedoch mit dem neuen Doctor-Strange Film.


Dazu muss man wissen, Scarlet Witch ist ein höchst mächtiger aber mental schwacher Charakter. Aus ihrer Zerrissenheit resultiert ihre Gefährlichkeit. Eine Schauspielerin die das glaubhaft darstellen möchte, muss in der Lage sein, zwischen hoffnungsloser Trauer und eiskaltem Wahn zu switchen.
Und hier fürchte ich, ist Elizabeth Olsen, leider die falsche Darstellerin, so gerne ich sie auch sehe. Der Film zeigt zwar eine übermächtige Scarlet Witch, aber er lässt uns an ihrer Zerrissenheit zu wenig teilhaben. Auch hier hätte man den gepriesenen Horror-Baustein besser beleuchten können, wenn man uns die Klarheit genommen hätte, wen wir gerade vor uns haben: Die sorgende Mutter oder die kalte Hexe. Darum muss man sich fairer Weise auch hier fragen, wieviel Einfluss auf die Darstellung von Scarlet Witch hatte das Drehbuch?

DOCTOR STRANGE IN THE MULTIVERSE OF MADNESS. ©Marvel Studios 2022. All Rights Reserved.

Was bleibt am Ende zu sagen?

Ich habe ein mulmiges Gefühl, wenn ich an die Zukunft des MCU denke. Eigentlich müsste es noch genug Stories geben, um das MCU am Leben zu halten, ohne gleich einen Reboot einzuleiten. Jedoch sehe ich bisher keine wirklich innovativen Ansätze für gute Geschichten. Das wäre aber wichtiger denn je. Die Zeit der großen Namen ist vorüber.

Irgendwann wird sicher auch Chris Hemsworth seinen Hammer für immer weiterreichen. Dann hat auch die letzte Ikone das MCU verlassen.


In einem Comic kann man über viele Jahrzehnte einen Charakter wie Tony Stark beleuchten. Das ist der Vorteil von Zeichnungen. Verschwindet ein Robert Downey Jr. ist auch sein Iron Man verschwunden. Nur ein aufwendiges Casting könnte gewährleiten einen Schauspieler mit dem gleichen Format zu finden.

Daher muss man nun vor allem mit einer guten und spannenden Handlung punkten, um das Fehlen der großen Helden zu kompensieren. Das könnte klappen.
Mit der Idee zum Multiversum hätte eine packende Geschichte starten können. Aber bisher wurden zu viele Möglichkeiten eine solche Geschichte aufzubauen verschenkt.


Es ist ernüchternd! Spider-Man: No Way Home und Spider-Man: Into the Spider-Verse zeigen, dass eigentlich mehr drin sein müsste, als mutloses Herumwurschteln an Serien und Filmen.


Ich bin MCU-Müde geworden. Aber vielleicht kann der neue Thor Film das MCU beleben? Vielleicht erleben wir in Zukunft auch wieder einen grimmigen Hulk? Vielleicht kann der mögliche Einzug der X-Men und der Fantastischen Vier das MCU bereichern?


Kevin Feige, Präsident der Marvel Studios sollte jetzt ein paar Knaller-Ideen auf den Tisch legen, sonst könnte es sein, dass die Fans dieses MCU in Rente schicken, so wie er es mit Captain America gemacht hat.

Bildquelle: ©The Walt Disney Company Germany GmbH

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Über Michael Sagenhorn

Im bürgerlichen Leben: Michael Schnitzenbaumer, lebt in Poing bei München, mit seiner Frau Steffi und seinen beiden Kindern Tatjana und Sebastian. Beruflich ist er als Webentwickler tätig, und natürlich auch als Grafiker und Illustrator. Neben den Hobbys 'Fotografie', 'Reisen und 'Kochen' liest er für sein Leben gerne phantastische Romane. Sofern es seine Zeit zulässt, spielt er auch mal gern ein Computerspiel. Was ich mag! Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Empathie, Romantik - Ohrenstöpsel und Tante Gretels Apfelkuchen. Was ich nicht mag! Verrat, Geldgier (obwohl ich gegen Geld oder Reichtum gar nichts einzuwenden habe), Egomanie - früh aufstehen.

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