Vielleicht gibt es bei euch auch Filme, die ihr euch immer wieder ansehen könnt, weil sie Spaß machen und nie langweilig werden. Die Filme, die ich nun vorstellen möchte gehören für mich zu dieser Kategorie.
Zwischen 1987 und 1997 drehte der niederländische Regisseur Paul Verhoeven (Fleisch und Blut, Basic Instinct, Hollow Man) drei Science-Fiction-Filme die absoluter Kult geworden sind: RoboCop, Total Recall und Starship Troopers.
Diese drei Filme haben sehr viel gemeinsam, nicht nur den Regisseur, dessen Handschrift man eindeutig bei jedem der Filme erkennt. Verhoeven hat sie zu dem gemacht, was sie bis heute sind: Meisterwerke der SiFi-Action.
Was diese Filme ‚auszeichnet‘
Das wohl einprägenste Merkmal von Verhoevens Filmen ist die hohe Gewalt, die, ähnlich wie seine Figuren, überzeichnet wirkt und somit zum trashigen Charme der Geschichten beiträgt.
Da zerplatzen Körper aufgrund von Geschoßen, andere werden von Käfern zerstückelt und zerhackt, oder Hirn wird ausgesaugt – Glieder abgetrennt, oder Menschen der Marsatmosphäre ausgesetzt. Die Kamera hält genüsslich drauf, der Zuseher behält aber trotzdem eine gewisse Distanz, weil viele der Szenen einfach nur abstrakt wirken.
Fast ist es so, als hätte ich ein cineastisches Comic für Erwachsene vor mir, ähnlich wie bei Frank Millers Sin City aber nicht annähernd so düster. Die Filme sind trotz der Gewalt geprägt von Humor und überspitzen Szenen, was sie einfacher verträglich macht.
Wobei die sarkastischen Einlagen teilweise bitterböse sein können: In Total Recall schießt der Protagonist einer feindlichen Agentin in den Kopf, mit den Worten: „Betrachte das hier als Scheidung!“
In RoboCop spielt in einem TV-Spot eine fröhliche Familie munter mit einem Brettspiel, dessen Ziel es ist, den anderen mit einer Atombombe auszulöschen.
In Starship Troopers stellt ein Rekrut seinem Ausbilder die Frage, warum er lernen müsse, mit dem Messer umzugehen. „Gute Frage“, meint der Ausbilder. Daraufhin wirft der Ausbilder sein Messer auf den Rekruten und trifft seine Hand. Dann die Antwort: „Der Feind kann nicht kämpfen mit so einer Hand.“
Solche und ähnliche Szenen ziehen sich durch alle drei Filme. Wen dieser Humor zusagt, ist bei Paul Verhoeven genau richtig.
Gewalt und Humor sind wichtige Zutaten bei Verhoeven, und dass sie nicht nur Mittel zum Zweck, sondern ein Stilmittel sind, machen auch die Remakes von RoboCop und Total Recall deutlich, die zwar eine FSK-Freigabe ab 12 Jahren bekommen haben, aber gegenüber den Originalen blass, langweilig und blutleer wirken und sich viel zu ernst nehmen.
Durch diese Remakes hat man den Geschichten die Zähne gezogen und sie zu generischen SiFi-Produktionen gemacht: Gute moderne Effekte, aber keine eigene Seele, keine persönliche Handschrift der Menschen, die daran beteiligt waren.
Auch im Produktions-Team gibt es Gemeinsamkeiten
Die Idee zu RoboCop hatte Edward Neumeier, als er bei der Produktion von Blade Runner mitarbeitete. Edward Neumeier schrieb nicht nur zu RoboCop und dessen Nachfolgern das Drehbuch, sondern auch zu Starship Troopers.
Wer gut hinhört, dem wird auffallen, dass die Soundtracks von RoboCop und Starship Troopers ähnliche Klangmerkmale aufweisen. Kein Wunder, denn die Filmmusik zu beiden Filmen komponierte Basil Poledouris.
Sein Soundtrack ist zwar passend und unterstreicht den Charakter der Filme, kommt aber nicht an den Soundtrack von Total Recall heran, der vom genialen Jerry Goldsmith (Star Trek, Alien 1, Rambo) komponiert wurde. Auch Jerry Goldsmith schwang noch einmal in einem Verhoeven-Film den Dirigentenstab: Im SiFi-Horror-Thriller Hollow Man.
Des Weiteren treten einige Schauspieler wiederholt in Nebenrollen auf. So spielt Michael Ironside in Total Recall Quaids Kontrahenten Richter, der ihn den ganzen Film über jagt. In Starship Troopers verkörpert er den knallharten Lieutenant Rasczak, einen Lehrer und späteren Mentor von Rico.
Ronny Cox spielt in RoboCop den gewissenlosen Firmen-Vize Dick Jones. Fast die gleiche Rolle übernahm der Schauspieler, der eigentlich für väterliche Rollen bekannt ist, in Total Recall, als er in die Figur von Vilos Cohaagen schlüpfte, dem skrupellosen Gouverneur vom Mars.
Horrorfans meiner Generation werden sich womöglich an Marshall Bell erinnern. Eine seiner prägnantesten Rollen war Coach Schneider in Nightmare 2. In Total Recall schlüpft Bell in die Rolle des Freiheitskämpfers Kuato, und in Starship Troopers darf er den von Panik erfüllten General Owen verkörpern.
Dies alles schweißt die Filme zusammen, obwohl sie von der Handlung her nichts miteinander zu tun haben. Gehen wir kurz einzeln auf die Filme ein.
RoboCop
1987 / FSK 18 / 1h 42 min
Nachdem er bei der Arbeit angeschossen und schwer verwundet worden ist, wird Officer Alex Murphy (Peter Weller) von der Firma OCP gegen seinen Willen als Experiment benutzt. OCP möchte in Detroit die Sicherheit auf den Straßen erhöhen und konstruiert eine neue Art Police-Officer: Eine Mischung aus Mensch und Maschine. Dafür müssen Murphys Erinnerungen gelöscht, –und sein Verstand mit neuen Direktiven der Firma überschrieben werden. Doch das gelingt nicht ganz.
Eigentlich wollte Arnold Schwarzenegger den maschinengetriebenen Police-Officer spielen. Man hatte sogar schon eine Proberüstung für ihn angefertigt, die jedoch klar machte, dass Schwarzenegger zwar als Terminator eine gute Figur hinlegt, er aber für den Roboterpolizisten viel zu bullig aussah. Keiner konnte sich vorstellen, dass so ein Monstrum überhaupt noch kleinzukriegen ist. Hmm?… War diese Art Rüstung vielleicht die Vorlage für den Gegner in RoboCop 2?
Dafür hat Schwarzenegger in Total Recall seinen großen Einsatz. Die Rolle des Douglas Quaid kleidet ihn besser, bzw. ist ihm wie auf dem Leib geschrieben. Die Infos über Schwarzenegger bei RoboCop und weitere interessante Hintergrundinfos zum Dreh bietet die Netflix-Serie Filme – Das waren unsere Kinojahre Staffel 3 Folge 4.
Meine Empfehlung beim Kauf für den Film: Die Directors Cut Blu-Ray.
Total Recall (Die totale Erinnerung)
1990 / FSK 16 / 1h 43 min
Bauarbeiter Douglas Quaid (Arnold Schwarzenegger) sehnt sich nach einem anderen Leben und möchte mit seiner Frau Lori (Sharon Stone) auf den Mars ziehen. Als diese ablehnt versucht er sich seinen Traum durch einen Urlaub zu erfüllen. Die Firma REKALL Inc. bietet Gedächtnisimplantate an, mittels derer die Kunden das Gefühl haben, einen richtigen Urlaub zu verbringen.
So versucht Quaid auf diese Weise einen Eindruck vom Mars zu bekommen, und noch mehr, denn er bucht das abenteuerversprechende Agenten-Paket für seinen imaginären Urlaub gleich mit, um die Zeit erlebnisreicher zu gestalten. Doch als ihm das Implantat verabreicht wird, geht alles schief. Plötzlich wollen ihn wirklich geheimnisvolle Männer töten, bevor er die totale Erinnerung zurückerlangt. Oder lebt Quid nur das Agenten-Ego seines Urlaubs aus? Was ist Traum? Was ist Wirklichkeit?
Und genau diese Frage macht den Film so interessant. Das schwache Remake habe ich nur einmal gesehen. Daher kann ich nicht bewerten, ob die Macher ebenso auf die Details geachtet haben, wenn es darum geht, den Zuseher im Unklaren darüber zu lassen, ob Dougs Erlebnisse nur von seinen Traumimplantaten hervorgerufen werden, oder ob er tatsächlich ein Geheimagent ist.
Wer aber der Handlung des Originals aufmerksam folgt, den Dialogen und den kleinen Details, kann erkennen, dass dieser SiFi-Actionstreifen nicht nur kunterbunter Spektakelfilm ist, sondern dass eine wirklich durchdachte Produktion dahintersteckt. Dementsprechend hat die letzte Sequenz des Films immer noch einen Gänsehautmoment für mich:
„Was ist, wenn das alles nur ein Traum ist?“ sagt Doug am Hang einer Marserhebung.
„Dann küss mich ganz schnell, bevor du aufwachst!“ erwidert seine Partnerin. Dann wird es hell, der Abspann beginnt.
Wacht Doug nun auf? Oder beginnt ein neues Leben? Das zu entscheiden, ist der Fantasie der Zuschauer überlassen.
Starship Troopers
1997 / FSK 16 / 2h 9 min
In der Zukunft führt die Menschheit einen grausamen Krieg gegen eine fremde Insekten-Zivilisation, die Bugs.
Für den abgehenden Studenten Jonny Rico (Caspar Van Dien) ist der Eintritt in den Militärdienst lediglich eine Möglichkeit seiner Freundin Carmen (Carmen Ibanez) zu imponieren. Doch während diese aufgrund ihrer guten Noten zur Weltraumflotte versetzt wird, reicht es bei Jonny nur für die mobile Infanterie.
Als sich Carmen kurz darauf von Jonny trennt und bei einem Trainingseinsatz unter Jonnys Führung ein Kamerad ums Leben kommt, möchte Jonny zuerst das Militär sofort wieder verlassen. Doch dann kommt es zur Katastrophe. Die Bugs greifen mit einem Meteoriten Los Angeles an. Unter den Millionen Toten befinden sich auch Jonnys Eltern. Für Jonny gibt es nun kein Halten mehr. Er ist überzeugt, dass die Bugs restlos vernichtet werden müssen. Schon bald findet er sich in einem brutalen Krieg gegen die Arachnoiden wieder.
In RoboCop wird die Handlung teilweise durch Nachrichtensendungen weitererzählt. Dort mischen sich News hin und wieder mit Werbespots, was dem Film zusätzlichen Charme verleiht.
Starship Troopers legt hier noch mal eine Schippe drauf und ist dabei seiner Zeit weit voraus. Die News werden nicht mehr von linearen Sendern ausgestrahlt, sondern kommen aus dem Internet, das von einer Einheitsregierung gesteuert wird. Was heute für mich fast schon selbstverständlich geworden ist (das Internet – Gott sei Dank nicht die Einheitsregierung), um mich breitflächig zu informieren, war damals für mich noch sehr ungewohnt. Auch hier wird die Handlung durch Nachrichten ergänzt. Durch einen Mausklick auf den entsprechenden Button können detailliertere Informationen abgerufen werden. Der Satz „Möchten Sie mehr wissen?“ begleitet uns durch den ganzen Film.
Von den drei Filmen bietet Starship Troopers die interessanteste Charakterentwicklung. Murphy und Quaid machen zwar ebenfalls eine Entwicklung durch (sowohl Murphy, als vermutlich auch Quaid müssen die ‚totale Erinnerung‘ zurückgewinnen), aber beide mitten im Leben stehende Figuren sind von der Entwicklung schon fast auserzählt. Jonny Rico hingegen entwickelt sich vom jungen footballspielenden Highschool-Schnösel zu einem erfahrenen Infanterie-Soldaten, der Rückschläge und persönlicher Verluste verarbeiten muss.
Begleitet wird der Film von einem überzogenen Pathos und jeder Menge überspitze Propaganda, z. B. wenn es schon für die Kleinsten heißt, böse Bugs zu bekämpfen. Die Webcam schwenkt auf Kinder, die eifrig kleine Kakerlaken zertreten: „Nur ein toter Bug ist ein guter Bug.“
Fazit
Verhoevens Filme thematisieren zeitlose Triebfedern der Menschheit. Doug Quaid erzählt mit leuchtenden Augen vom Wunsch dem Alltag zu entfliehen. Jemand anderes / jemand Wichtiges zu sein, dieser Wunsch schlummert in vielen von uns (Total Recall).
Es geht um die Schrecken des Krieges und um das Erwachsenwerden (Starship Troopers) oder um den Umgang mit der Polizei und wie sehr auch diese Institution korrumpiert werden kann, wenn sie z. B. in die Hände von nach Macht strebenden Megakonzernen fällt. Aber es geht auch darum, wie wir als Gesellschaft mit uns umgehen. Würde unsere Polizei streiken, wie in dem Film, würde auch bei uns Anarchie ausbrechen? Oder sind wir gefestigt genug, der Gewalt zu widerstehen (RoboCop)?
Hinter der Gewalt und dem Sarkasmus sind ernste Botschaften verborgen, die anzusehen ich bis heute nicht müde geworden bin.
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