Letzte Woche besuchte ich zum ersten Mal die Musikmesse in Frankfurt. Mit dabei, mein guter Freund Manfred in seiner Eigenschaft als Spezialmakler. Die Messehallen kenne ich schon gut, von meinen Ausflügen zur Buchmesse, doch die gewaltige Bibliothek der Neuerscheinungen, bestehend aus den unzähligen Ständen der großen und kleinen Verlage wich einem Orchester, oder vielmehr einer Band, die alle Instrumente spielt, die man sich nur vorstellen kann. Und diese Band ist laut!
Auf mehreren Karaoke-Bühnen präsentierten Nachwuchskünstler ihre Songs. Die an den Ständen ausgestellten Instrumente wurden fleißig von neugierigen Besuchern getestet. Hier röhrte eine Bassklarinette, – dort eine Tuba, und woanders wurde ein gläserner Flügel angespielt. Der Nachbau des Originals von 1927, sah so futuristisch aus, als wäre er ein Requisit aus einem Star Wars Film.
Schlagzeuge hämmerten in unseren Ohren, Saiten der Gitarren vibrierten dazu, und von irgendwo her wisperten Fernweh erzeugende Klänge eines Didgeridoo zu uns herüber.
Ein bisschen Wehmut machte sich auch breit, als ich die wundervoll gearbeiteten spanischen und portugiesischen Gitarren sah. Gerne hätte ich mir eine als Andenken mitgenommen, aber nach hartnäckiger Verhandlung mit meinem Geldbeutel, setzte sich dieser schließlich durch, und ich ließ die Gitarren dort, wo sie waren. Außerdem kann ich mit meiner eigenen Gitarre sehr zufrieden sein, denn für ihre Preisklasse bietet sie einen hervorragenden Klang.
Von Klängen wurden wir ebenfalls überflutet, als wir die Halle mit dem DJ Equipment betraten. Wir hatten das Gefühl eine Disco zu besuchen, nur das entsprechende optische Ambiente fehlte. Hier gönnte sich Manfred erst einmal eine Massage, Zeit für mich, einen Kaffee zu schlürfen und eine Pause einzulegen.
Hinterher machten wir uns auf den Weg zu den Hallen von Prolight + Sound, der Messe der Technologien und Services für Veranstaltung, Produktion und Sound. Dort stand der für mich größte Hingucker der Messe bevor. Riesige Videowände zeigten den Sternenhimmel oder Alpenlandschaften, oder Gesichter bei denen die Haut jede Pore offenbarte.
Wie hypnotisiert standen Manfred und ich vor einem Wasserfall, bestehend aus vielen kleinen, computergesteuerten Strahlern, der das Wasser in komplexen Formen oder informativen Wörtern herunter rasseln ließ. Ähnliches hatte ich schon mal in einer Fernsehsendung gesehen, aber das live zu erleben, war schon viel beeindruckender.
Als ich beim Betreten einer weiteren Halle, ein knapp 3 Meter hohes Banners erblickte, das einen posierenden Typen zeigte, der einem meiner Ex-Chefs unheimlich ähnlich sah, bekam ich fast einen Herzstillstand. Auch rückwirkend kann ich nicht sicher sagen, ob das Banner tatsächlich meinen Ex-Chef zeigte, oder ein Model, das ihn wie aus dem Gesicht geschnitten war.
Auf jeden Fall war das einer der vielen Eindrücke, die noch lange nachwirken werden. Diese Messe lebt von einer unglaublich lockeren Atmosphäre, die wenn man sie auf Buchmessen suchen wollte, eher in Leipzig als in Frankfurt finden wäre.
Für mich war es hoch interessant zu sehen, wie die gleichen Räumlichkeiten eine so völlig unterschiedliche Stimmung verbreiten. Mehr zu Hause fühle ich mich dennoch in jener gewaltigen Bibliothek, die Oktober wieder die Pforten öffnet.
Bildquellen: M. Schnitzenbaumer 2021