Michael Sagenhorn/ August 22, 2025/ Kino und Film/ 0Kommentare

1986 machte ein filmisches Meisterwerk von sich reden, das uns hineinzog in eines der dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte. Zu einer Zeit, als es noch ganz normal war, an Hexerei zu glauben, als es ein Akt des Erbarmens war, Scheiterhaufen zu entfachen, um die Seelen derer der Reinigung des heiligen Feuers zuzuführen, die vermeintlich mit dem Teufel im Bunde waren, machte sich der Franziskaner-Mönch William von Baskerville auf die Suche nach einem geheimnisvollen Mörder.

Die Rede ist natürlich von der deutschen Co-Produktion Der Name der Rose, nach dem gleichnamigen hervorragenden Roman von Uberto Eco. Die Philosophie, die in der Geschichte aufgegriffen wird, gipfelt in der entscheidenden Frage: Darf man über Gott lachen?

Es ist eine Zeit, in der der Teufel leibhaftig in Europa tanzt. Davon waren die Menschen damals absolut überzeugt. Heute können wir uns kaum vorstellen, wie sehr Religion und Aberglaube das Leben der Menschen bestimmt haben, unvorstellbar ist es geradezu, dass wir damals tatsächlich an leibhaftige Hebammen-Hexen und Teufelsbräute geglaubt haben, ebenso unglaublich sind die Gräueltaten, die im Namen höchster Heiligkeiten begangen wurden.
Während der Hochzeit der Hexenverfolgung, so zwischen 1550 und 1650 wurden allein in Deutschland geschätzt wenigstens 40.000 Menschen hingerichtet.

Der Nebel der Zeit hat unsere kollektiven Erinnerungen verblassen lassen, Tatsachen von einst zu Legenden verklärt. Filme, die in diese Zeit eintauchen, vermitteln lediglich eine Ahnung davon, wie es damals gewesen ist.
Der hier vorgestellte Film kann leider keine Gedankenspiele, wie man sie in Der Name der Rose findet, vorweisen und ist auch nicht so klug aufgebaut. Jedoch kann Black Death – ebenfalls eine deutsche Co-Produktion – als der kleine Bruder von Der Name der Rose gesehen werden. Wer Zeit hat, kann gerne diese beiden Filme im Double Feature ansehen, Black Death als Einstimmung auf Der Name der Rose.

Tatsächlich macht Black Death so einiges richtig. Auch dieser Film saugt uns förmlich in die Zeit des Mittelalters, auch wenn man merkt, dass weniger Budget zur Verfügung gestanden hat. Kulisse und Kostüme sind trotzdem gut getroffen. Auch Black Death thematisiert religiösen Wahn, jedoch hat dieser Wahn andere Facetten, hervorgerufen auch durch die Pest, die damals in Europa wütete und mindestens 20 Millionen Todesopfer forderte.
Der schlaue Mönch mit der feinen Spürnase William von Baskerville ist zudem ein Zeitgenosse unseres Protagonisten, dem jungen Novizen Osmund. Williams Geschichte spielt im Jahr 1327. Das Pest-Problem hatte William daher noch nicht. Die breitete sich erst 1347 in Europa aus.

Handlung

1348: Wie ganz Europa ist auch England unter dem Leichentuch der Pest begraben. Zu jener Zeit begeht der Novize Osmund ein schreckliches Vergehen: Er liebt eine Frau.
Daher drängt der junge Novize seine Geliebte Averill, aus dem pestverseuchten Dorf zu fliehen. Er selbst, der angehende Mönch, muss im benachbarten Kloster verweilen. Nachdem Averill das Dorf verlassen hat, bittet Osmund, mit seinen verwirrenden irdischen Gefühlen allein gelassen, Gott reumütig um ein Zeichen, was er nun tun solle.

Osmund glaubt schon bald eine Antwort zu erhalten, denn kurz darauf trifft mit seinem Gefolge der gefürchtete Hexenjäger Ritter Ulric im Kloster ein. Im Auftrag des Bischofs soll er ein abgelegenes Dorf in der Nähe untersuchen, das scheinbar mit dem Teufel im Bunde steht. Da es bisher von der Pest verschont geblieben ist, vermutet man hier Hexenwerk und Dämonenanbetung. Ulric soll der Sache nachgehen und wenn nötig über die Bewohner richten.
Um zum Dorf zu gelangen, benötigt Ulric einen Führer durch das gefährliche Moor, das zwischen hier und dem Dorf liegt. Sofort bietet Osmund sich an, da er die Gegend gut kennt. Für den Novizen ist dies eine Fügung Gottes, eine Antwort auf seine Gebete.

Die rauen Ritter begleitend macht sich Osmund auf dem Weg zu den vermeintlichen Teufelsanbetern. Als sie das einsame Dorf erreichen, erkennen sie, dass die Pest hier tatsächlich nicht gewütet hat. Sie werden zwar misstrauisch beobachtet, aber trotzdem höflich empfangen. Osmund ist besonders fasziniert von Langiva, einer geheimnisvollen Heilerin, die nicht nur eine geheimnisvolle Erotik, sondern auch die Aura uralter keltischer Kräfte verströmt.

Die Dorfbewohner laden die Fremden zu einem Festmahl ein. Aber hinter ihrer Freundlichkeit steckt ein verbotenes Geheimnis, das Osmunds Leben auf einen finsteren Pfad zu führen droht …

Seuche und Tod – Eine Epoche im Wahn versunken

Filme wie Black Death erinnern uns daran, wie es im europäischen Mittelalter war. Natürlich hat die Religion nicht alle Bereiche des Lebens dominiert. Abseits davon konnte das Leben bunt und heiter sein. Doch gerade bei der einfachen Bevölkerung hat ein dogmenorientierter Glaube einen wichtigen Platz im Leben eingenommen.

Die Pest kann in diesem Film auch als Sinnbild für einen kranken, tödlichen Glauben angesehen werden, obwohl nicht nur das Christentum durchtränkt von zerstörerischen Fantasien ist, sondern auch der alte Naturglaube seine finstere Seite offenbart. Jedoch zeigt sich bei den Christen bereits ein geistiger Verfall weltfremder Hingabe, hervorgerufen durch eine leblose Religion, die Worthülsen vor ein freies, selbstbestimmtes Leben stellt.
Unser Novize Osmund ist zerrissen, weil er von Gefühlen überflutet wird, die er nicht zulassen darf. Liebe, allen voran die fleischliche Liebe ist für ihn tabu. Aber auch die tiefe Liebe zu einem Menschen muss mit einem schlechten Gewissen bestraft werden.
In diesem Klima der Angst und des Zerwürfnisses seiner selbst kann gesunder Glaube nicht entstehen und man fragt sich unweigerlich, ob die mittelalterliche Kirche überhaupt daran interessiert war.
Das Ende des Films, wenn Osmund ins Kloster zurückkehrt, zeigt sehr schön die Ignoranz aber – da sie es selbst nicht besser wissen – auch die Hilflosigkeit seiner Mitbrüder gegenüber dem seelischen Leiden, das der Junge am Ende durchmachen muss. So ist Osmunds letzte persönliche Entwicklung nur konsequent zu Ende gedacht und ein runder Abschluss der Geschichte, auch wenn er nicht jeden zufriedenstellen dürfte.

Wenn Das Lied von Eis und Feuer erklingt

Etliche Schauspieler haben bereits Erfahrung gesammelt, wenn es um Geschichten mit mittelalterlichem Ambiente geht.

Da wäre allen voran natürlich Sean Bean anzuführen, als Hexenjäger Ulric. Die meisten Zuseher dürften den britischen Schauspieler noch mit seinen Rollen aus dem Fantasysektor in Verbindung bringen, mit Boromir in Peter Jacksons Der Herr der Ringe -Trilogie und vor allem mit Eddard Stark in der ersten Staffel der einzigartigen Fernsehserie Game of Thrones.

Doch er ist nicht der einzige Schauspieler, den wir aus Game of Thrones kennen. Carice van Houten scheint ihre Paraderolle als geheimnisvolle Zauberin gefunden zu haben. Spielte sie in Game of Thrones die undurchsichtige Priesterin Melisandre, verkörpert sie hier eine ähnliche Rolle: das ‚blonde Gift‘, die keltische Heilerin Langiva.

Tim McInnery, der Langivas Handlanger Hob spielt, kennen wir auch als Robett Glauer, eine Figur aus der 6. und 7. Staffel von Games of Thrones. Und Emun Elliott als Krieger Swire hatte dort eine kleine Rolle als Barde Marillion in der 1. Staffel.

Übrigens: Auch Lena Headey, deren liebliche Figur Cersei Lannister uns so sehr ans Herz gewachsen ist, war für Langvia im Gespräch.

Fazit

Black Death ist zwar kein Meisterwerk wie Der Name der Rose, aber es ist eine sehr solide Produktion, die uns ähnlich wie Uberto Ecos Klosterkrimi ins Mittelalter mitnimmt. Mit Black Death taucht der Zuseher in eine unrühmliche Zeit des Christentums ein. Der Film führt uns die unschönen Wurzeln unseres Glaubens vor Augen, ohne jedoch den alten (heidnischen) Glauben zu verklären.
In dieser pestwütenden Zeit war das, was wir heute als Aberglauben und Fantasie bezeichnen, realer Alltag.

Black Death ist auf Blu-ray und DVD erhältlich.

Bildquelle: © Wild Bunch Distribution

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Über Michael Sagenhorn

Im bürgerlichen Leben: Michael Schnitzenbaumer, lebt in Poing bei München, mit seiner Frau Steffi und seinen beiden Kindern Tatjana und Sebastian. Beruflich ist er als Webentwickler tätig, und natürlich auch als Grafiker und Illustrator. Neben den Hobbys 'Fotografie', 'Reisen und 'Kochen' liest er für sein Leben gerne phantastische Romane. Sofern es seine Zeit zulässt, spielt er auch mal gern ein Computerspiel. Was ich mag! Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Empathie, Romantik - Ohrenstöpsel und Tante Gretels Apfelkuchen. Was ich nicht mag! Verrat, Geldgier (obwohl ich gegen Geld oder Reichtum gar nichts einzuwenden habe), Egomanie - früh aufstehen.

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