Michael Sagenhorn/ Juli 8, 2024/ Kino und Film, Science-Fiction/ 0Kommentare

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Vor vielen Jahren zappte ich gelangweilt durch das Nachtprogramm unserer damaligen Fernsehlandschaft, bis ich bei einem Film hängengeblieben bin, der mir interessant erschien. Drei Astronauten sind soeben auf einer fremden Welt gelandet, einer davon wird gespielt von Charlton Heston. „Ok! Das könnte vielleicht ein netter Fernsehabend werden.“

Unwissend darüber, was ich mir gerade ansehe, legte ich die Fernbedienung beiseite und begleitete die drei Astronauten bei ihrem Marsch durch eine unwirkliche, karge Landschaft. Doch endlich erreichten sie üppiger bewachsene Gefilde, an deren Grenze vogelscheuchenähnliche Gebilde lauern, die anscheinend fremde Besucher abschrecken sollen. 

Die drei Astronauten trafen bald darauf auf die ersten Menschen, die so primitiv waren, dass sie noch nicht einmal sprechen konnten. Die Astronauten malten sich schon aus Herrscher dieser Wilden zu werden, als die Büsche zu rascheln begannen. Unmenschliche Schreie erklangen. Und dann kamen die Affen! 

In voller Montur begannen sie die Menschen zu jagen, zum Teil auch auf Pferden. Ab da war ich voll in dieser verdrehten Welt gefangen! Affen die Menschen jagen? Ganz genau! Sie waren die Jäger, der Mensch war das Wild. Dementsprechend posierten einige Affen nach erfolgreicher Jagd lustig für ein Foto mit ihren prächtigen Trophäen erlegter Menschen. 

Und so lernte ich mit dem Astronauten George Taylor (Charlton Heston) die ungewöhnliche Gesellschaft der Affen kennen, die die Menschen so sehr verachtet, ihnen aber so wahnsinnig ähnlich geworden ist. Das war meine erste Reise zum Planet der Affen.

Die Gesellschaft der Affen

Planet der Affen ist ein Gedankenexperiment: Was wäre, wenn Tiere plötzlich intelligent wie Menschen wären, und der Mensch stattdessen ‚dumm wie Vieh‘? Wie würden sich die Tiere verhalten? Wie die Menschen? Wären Tiere tatsächlich die besseren Menschen oder wiederholen sie nur unsere Fehler?

Befinden wir, die wir über uns selbst reflektieren können, uns in einer Tretmühle des Vererbens, weil wir hochnäsig sind und über alles was vermeintlich unter uns steht, herrschen wollen? Gibt es einen Ausweg aus diesem Kreislauf von Tod und Zerstörung? 

Der französische Schriftsteller Pierre Boulle (Die Brücke am Kwai) veröffentliche seinen Roman Planet der Affen 1963 und hatte vielleicht Spaß an diesen Überlegungen. Diese Fragen machen für mich Boulles Welt so faszinierend.

Achtung! Hier wird es zu Spoilern kommen.

Fünf Jahre nach dem Erscheinen des Romans, 1968, wurde der Stoff verfilmt, mit Charlton Heston in der Hauptrolle. Aber vor allem für die Schimpansen Dr. Zira (Kim Hunter) und Dr. Cornelius (Roddy McDowall) schlug mein Herz. Sie gehören zu den wenigen Affen, die Taylor beistehen. 

Dem entgegen steht der Orang-Utan Dr. Zarius, der Taylor am liebsten tot sehen würde. An Zarius kann man gut erkennen welche Gefahren lauern, wenn sich zu viel Macht an einer Stelle sammelt. Die Orang-Utans beschäftigen sich nicht nur mit Glaubensfragen, sondern auch mit wissenschaftlichen Themen. So ist Dr. Zarius Wissenschaftsminister und Bewahrer des Glaubens der unter anderem verkündet, dass Gott den Affen nach seinem Abbild geschaffen habe.

Zarius ist ein Fanatiker der genau weiß, dass die Menschen einmal ihre Welt beherrscht haben. Doch er versucht jeden Beweis dafür verschwinden zu lassen. Dementsprechend ist sein Hass auf Taylor auch seiner Angst davor geschuldet, dass der Glauben der für ihn zum Lebensinhalt geworden ist, durch sprechende Menschen ins Wanken gebracht werden könnte. In einer Gesellschaft, in der Affen wie Zarius das Sagen haben, kann der Geist neuer Entdeckungen nur schwer gedeihen.

Ganz anders verhält es sich mit den aufgeschlossenen Intellektuellen Cornelius und Zira, die fasziniert mehr über Taylor erfahren möchten und ihm später zur Flucht verhelfen.

Die Welt ist übrigens auch innerhalb er Affengesellschaft verkehrt herum. Die aggressiven Schimpansen, die teilweise auch vor Mord nicht zurückschrecken, sind in dieser Geschichte Intellektuelle und Pazifisten, die auch gern mal gegen die Obrigkeit für Frieden demonstrieren. Die friedliebenden Gorillas hingegen, die sanfter als die meisten anderen Affenarten (einschl. des Menschen) sind, werden hier als Kriegstreiber charakterisiert.

Die ersten Filme

Planet der Affen hatte einen so großen Erfolg, dass er mehrere Teile nach sich zog: U.a. vier Nachfolger und eine Reboot-Filmreihe. Auf Tim Burtons Remake Planet der Affen von 2001 und auf die Serien gehe ich hier nicht ein. 

Zu den ersten drei Filmen gehören Planet der Affen, Rückkehr zum Planet der Affen und Flucht vom Planet der Affen.

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Im ersten Teil zeigt der Kalender von Taylors Raumschiff das Jahr 3978, aber im zweiten Teil, spricht der nach Taylor gelandete Astronaut Brent davon, dass sie im Jahr 3955 wären. Eigentlich wäre das gar nicht so unrealistisch, denn eine gewisse Fehlertoleranz bei der Zeitmessung ist ja bei den Bordinstrumenten des Raumschiffes nicht ganz auszuschließen, besonders wenn man bedenkt, dass die lange Raumfahrt bei der Abreise der beiden Astronauten noch in den Kinderschuhen steckt.

Im ersten Teil lernen wir die Welt der Affen und ihre Gesellschaft kennen. In welchem Jahr die drei Astronauten nun auf dieser fremden Welt landen, ist nicht genau zu klären. Irgendwann zwischen den Jahren 3955 und 3978, wenn man die deutsche Synchronisation bereinigt, denn laut dieser Synchronisation landen die Astronauten ab dem zweiten Teil sogar tausend Jahre später. 

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Im zweiten Teil erfahren wir zudem von einer weiteren Gesellschaft der Menschen, die unter den verseuchten, verfallenen Städten lebt. Statt sich zurückzuentwickeln wie die Menschen an der Oberfläche, haben sie ihre mentalen Fähigkeiten weiter ausgebildet, und können mittels Gedanken kommunizieren, andere Wesen kontrollieren oder Trugbilder erschaffen. Ihr Gott jedoch ist die ‚Heilige Bombe‘, eine voll funktionsfähige Endzeit-Atombombe, die den ganzen Planeten vernichten kann. Diese Zivilisation hat sich zwar evolutionistisch weiterentwickelt, so dass sie Gedankenkräfte nutzen kann, ist aber trotzdem doppelmoralisch und zutiefst verkommen, weil sie mental Schwächere quält und soweit beeinflussen kann, dass diese sich gegenseitig töten. Die Gedankenschinder selbst werden aber trotzdem nicht müde zu erwähnen, dass all ihre Fähigkeiten nur Waffen des Friedens seien. Die Parallelen zu unserer Gesellschaft heute sind nach wie vor aktuell. Auch wir verwenden Waffen selbstverständlich nur um des lieben Friedens willen.

Auch die Affen haben nichts gelernt. Nach wie vor wollen sie alle (menschlichen) Kulturen vernichten, von denen sie annehmen, sie könnten ihrem Glauben und ihrer Lebensweise gefährlich werden. So dringen sie im Kriegswahn mordend zu den Telepaten vor. Taylor wird dabei tödlich verwundet. Das Ende ist dementsprechend konsequent. Die eine Gesellschaft will fremde Völker vernichten, die andere betet die Vernichtung an. Am Ende bekommen beide, was sie beschworen haben. Da ihm von Dr. Zarius jede Hilfe verwehrt wird, zündet der sterbende Taylor mit dem letzten Atemzug die Heilige Bombe und vernichtet den gesamten Planeten.

Im dritten Teil erfahren wir, dass es drei Schimpansen gelungen ist, der Vernichtung der Erde zu entgehen. Sie sind in Taylors Raumschiff durch Raum und Zeit geflohen und in der Gegenwart gelandet. Wie sie es geschafft haben, das im ersten Teil versunkene Schiff wieder zu bergen, hätte mich brennend interessiert, aber auch schon damals wollte man uns mit den Antworten auf solche Fragen nicht belästigen.

Unter den Schimpansen sind die in der Zwischenzeit schwangere Zira und ihr Mann Cornelius. Nun erleben sie die Menschen als Herren des Planeten, und die benehmen sich genauso, wie wir es von uns kennen. Durch einen Unfall kommt der dritte Schimpanse ums Leben (der Geniale, der das Raumschiff repariert und erforscht hat), doch Zira und Cornelius werden anfangs von den Menschen freundlich aufgenommen und sogar wie Stars behandelt. 

Das endet sich jedoch als Zira durch Sekt beschwips, redselig von ihrer eigenen Welt erzählt, in der die Affen herrschen. Sie erzählt, dass diese Welt zerstört worden ist. In der Hoffnung, ihr Schicksal abwenden zu können, machen die Menschen Jagd auf die beiden Schimpansen. Sie wollen, dass Kind von Zira abtreiben und dafür sorgen, dass die Affen keine weiteren Nachkommen mehr zeugen können. 

Die Jagd endet in einer Tragödie. Cornelius und Zira werden erschossen. Doch das Kind kann gerettet werden, und dieses Kind ist kein Geringerer als Caesar (in Teil 3 geben ihn seine Eltern den Namen Milo), der Gründer der Gesellschaft der Affen.

Damit schließt sich der Kreis. Erst dadurch, dass es Cornelius und Zira möglich war, in die Vergangenheit zu reisen, konnte deren Kind den Planeten der Affen erschaffen. Cornelius und Zira wurde diese Reise ermöglicht, weil Taylor mit seinem Raumschiff in die Zukunft gereist ist. 

Die bevorstehende Katastrohe hätte an mehreren Stellen der Geschichte abgewendet werden können, hätten Menschen und Affen in irgendeiner gemeinsamen Epoche ihre Gesellschaft zusammen erbaut. So beginnt der Kreislauf wieder von vorn. Caesar wird die Affengesellschaft gründen, und Taylor wird eines ferneren Tages wieder die Bombe zünden, kurz nachdem Zira und Cornelius in die Vergangenheit reisen, um dort Caesar zur Welt zu bringen.

Was wäre wohl aus Caesar und der Welt der Affen geworden, hätte Taylor die Bombe nicht gezündet, und wären seine Eltern in ihrer Zeit geblieben? Würde es dann die Welt der Affen noch geben? Oder wären in einer alternativen Realität die Menschen immer noch die Herrscher der Welt?

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Von Caesars Aufstand und dem Anfang der Affengesellschaft erzählen die letzten beiden älteren Filme: Eroberung vom Planet der Affen, Schlacht um den Planet der Affen. Doch allein wie sich in diesen Filmen alles entwickelt, habe ich schon damals als albern empfunden. Das ist heute immer noch so.

Cornelius erzählt uns in Teil 3 vom Aufstieg der Affen. Aufgrund seiner Ausführungen könnte man meinen, dieser Prozess habe viele Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte gedauert. Zuerst starben Katzen und Hunde aufgrund einer Krankheit aus. Da sich der Mensch nun sehr einsam fühlte, wurden diese Haustiere einfach durch Affen ersetzt. Cornelius sagt es ganz schön: „Der Mensch bringt sich zwar ohne Probleme selbst um, aber auf seine liebsten Haustiere will er nicht verzichten“. Vielleicht ist da ist etwas Wahres dran.

Nach einer Weile erkannten die Menschen, dass Affen auch für einfache Arbeiten herangezogen werden konnten, da die sich mental immer höher entwickelt haben. Affen waren nun keine gewöhnlichen Haustiere mehr, sondern praktische Sklaven.

Das ging so lange bist ein Affe hervortrat: Caesar. Er sprach als erster Affe und er sagte zu den Menschen: „Nein!“

Im 4. Teil erfahren wir, dass dieser ganze Prozess aber in sehr kurzer Zeit abgelaufen sein muss, denn Caesar ist hier erst in der Blüte seiner Jahre. In einer Zeitspanne von zwanzig Jahren sterben alle Hunde und Katzen, man ersetzt sie durch Affen, die dann plötzlich intelligenter werden und als Sklaven dienen müssen. Dieser Turbogang in der Evolution erschließt sich mir nicht.

Im Grunde kann ich mit Teil 4 du 5 nicht allzu viel anfangen. Nur eine Szene gefällt mir gut. In der letzten Sequenz von Schlacht um den Planet der Affen sehen wir wie Caesars Statue zu weinen beginnt, während Affenkinder und Menschenkinder noch gemeinsam unterrichtet werden. Ein schönes Symbol für die hoffnungslose Zukunft, die ihnen bevorsteht.

Die Interpretation der Reboots ab 2011, wie der Planet der Affen entstanden ist, gefällt mir schon viel besser.

Darauf gehe ich im zweiten Teil ein.

Bildquelle:

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Über Michael Sagenhorn

Im bürgerlichen Leben: Michael Schnitzenbaumer, lebt in Poing bei München, mit seiner Frau Steffi und seinen beiden Kindern Tatjana und Sebastian. Beruflich ist er als Webentwickler tätig, und natürlich auch als Grafiker und Illustrator. Neben den Hobbys 'Fotografie', 'Reisen und 'Kochen' liest er für sein Leben gerne phantastische Romane. Sofern es seine Zeit zulässt, spielt er auch mal gern ein Computerspiel. Was ich mag! Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft, Empathie, Romantik - Ohrenstöpsel und Tante Gretels Apfelkuchen. Was ich nicht mag! Verrat, Geldgier (obwohl ich gegen Geld oder Reichtum gar nichts einzuwenden habe), Egomanie - früh aufstehen.

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